Süddeutsche vom 14. Januar 2024: Messe der Bürgerinitiativen:“Dieser Stolz auf das prosperierende München ist fatal“

Um die Grenzen des Wachstums und den Schutz von Grünflächen geht es bei einem Treffen von 30 Bürgerinitiativen. Nicht nur deren Vorsitzender kritisiert die Stadtpolitik, die seit Jahren auch von den Grünen mit geprägt wird, sondern einer ihrer Parteifreunde aus dem Landtag.

….Der Bürgersaal verwandelt sich in einen Showroom zivilgesellschaftlichen Engagements, überall Transparente, Plakate, Infoblätter. „Grün statt grau“, „Rettet das Stadtklima“, „Hitze tötet. Der Gesundheitsminister rät, suchen Sie den Schatten großer Bäume auf“. Es dauert nicht lange, dann wird es laut.
….An einem der Tische lehnt ein Schild mit einem bayerischen Superman. Das gemalte Maskottchen der BI Altstadt-Tal trägt Gamsbart und Loferl, wie man sie von Wiesnbesuchern kennt: „I bin da Willie, da Burger Willie.“

….“Grünflächen versus Bauen“ lautet der Titel der vierten BI-Messe. Damit ist einer der Dauerkonflikte in München skizziert: Was ist wichtiger, Wiesen, Äcker und Bäume oder neue Wohnhäuser? Auf dem von Gisela Krupski und Reiner Lang für den Bund Münchner Bürgerinitiativen (BMBI) organisierten Treffen sind sich die meisten einig: Keine weitere Versiegelung! Rettet Grünflächen und Frischluftschneisen! Viele ökologisch Engagierte stehen dabei in Opposition zur Stadtpolitik.
…Für sich und den BMBI hat Jürgen Müller (Vorsitzender des Bund Münchner Bürgerinitiativen e.V.) eine Antwort: „Die Grenzen haben wir schon erreicht.“ Nicht länger dürfe die Stadt Grün- und Ackerland zubauen, wie derzeit in Freiham oder, so die Pläne, bald in Feldmoching und Daglfing.

….Die Stadt solle ihre „aktive Werbung“ einstellen, um nicht noch mehr Firmen mit vielen, oft gut bezahlten Arbeitsplätzen anzulocken. Es reichten schon jene, die ohnehin kommen, verbieten könne man es ja nicht. Zugleich müsse der Freistaat jene Regionen attraktiver machen, wo die Menschen wegziehen und es genügend Wohnraum gebe, vor allem im Norden und Osten Bayerns.
….Im Vergleich zu einem Stopp des Münchner Sogs wäre eine andere Forderung des BMBI-Vorsitzenden Müller fast schon einfach umzusetzen: Um Grünflächen zu schonen, solle die Stadt Flächen sinnvoller nutzen: Zum Beispiel keine eingeschossigen Supermärkte samt riesiger Parkplätze mehr zulassen. Wo unten ein großer Laden ist, könnten darüber weitere Etagen entstehen. Und dass sich Autos unter aufgeständerten Häusern abstellen lassen, beweise die Stadt mit ihren Stelzenhäusern.
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von Bernd Kastner

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