Süddeutsche vom 9. Juni 2021: Satz mit x? Das wird nix

Die Architekten haben ihre zuvor elegant taillierten Türme dem Diskurs angepasst – gut so. Doch das Ensemble sieht nun aus, als wohnten darin Katzenliebhaber.

Wäre die Haltbarkeitsdauer von Häusern und Stadträumen ähnlich limitiert wie die von Pop-Moden: Die Nonsens-Idee der Schrägaufzüge, die nun vorgestellt wurde, könnte man fast weglachen. Aber Häuser prägen für lange Zeit ihr Umfeld. Dass die demonstrativ vor den Fassaden angeordneten Aufzüge dem Gebilde nun in gewissen Ansichten zum M-Label verhelfen, wie der Investor meint (M wie München): kann ja sein. Mit etwas Fantasie könnte man den Gag aber auch missverstehen als Pop-Hommage. Himmelhoch ragen die „I“s der Turm-Volumina auf, ein Hauch von „x“ dazwischen: I-X-I. Satz mit x? Das wird nix. Möchte man nun ewig darüber rätseln, was die redselig gewordene Architektur sagen will?
….Doch das Ensemble aus Türmen und sensationsheischenden Aufzügen sieht nun aus, als wohnten darin Katzenliebhaber, die ihren Freigängern Leiterstege aus dem Baumarktfundus zusammengeschraubt haben.
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Kommentar von Gerhard Matzig

Foto: © Visualisiereung Hezog & de Meuron

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