Leserbrief zu: Förderprogramm des Bundes zur Anpassung städtischer Räume an den Klimawandel

Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister Reiter,

sehr geehrte Frau Bürgermeisterin Dietl,

 

keine Sorge, es geht nicht (schon wieder) um die Übergabe der über 3.500 Unterschriften für den unbedingten Erhalt der Menzinger Erdbeerenwiese. Nein, jetzt geht es uns um das neue 176 Mio Euro umfassende Förderprogramm des Bundes zur Anpassung städtischer Räume an den Klimawandel, das gestern Ihre Parteifreundin Klara Geywitz (SPD) in Berlin und Potsdam vorstellte:

 

Ja, die Bundesbauministerin hat völlig Recht mit ihrer Feststellung, „grüne Freiräume in Städten zu schützen und auszubauen“. Da, wo gesundes Grün und Wasser sei, dort sei die Umgebung kühler. „Parks und Grünanlagensind auch deshalb lebenswichtig.“ Der Klimawandel begünstigt lang anhaltende Hitzewellen und sog. Wärmeinseln. Gerade in Millionen- Städten wie München führt das zu einer Wärmebelastung, denn es kühlt nur sehr langsam wieder ab. Die Differenz zur grünen Umgebung kann da nach aktuellen Berechnungen bis zu 10 Grad Celsius betragen. Ein Grund sind die Materialien, die in der Stadt verwendet werden: Beton-, Glas- und Metalloberflächen speichern viel Wärme und versiegeln einen Großteil der Oberfläche. Damit ist weniger Wasser da, das verdunsten und die Stadt abkühlen könnte. Häuser und schwarzgeteerte Gehwege und Straßen nehmen die Sonnenstrahlen auf, speichern die Wärme und heizen damit erneut die Umgebung auf.

 

Klimaanalysen verdeutlichen, wie groß der Temperaturunterschied ist zwischen zugebauten Flächen sowie Stadtvierteln, die begrünt sind oder gar Wasserflächen bieten. Auch da setzt Frau Bundesbauministerin an und will mit dem neuen Förderprogramm nicht nur bestehende Parks und Grünanlagen erhalten, sondern auch bisher versiegelte oder brachliegende Freiflächen mit Bäumen und Büschen bepflanzen und damit zugleich auch die Artenvielfalt fördern!

 

Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister Reiter, sehr geehrte Frau Bürgermeisterin Dietl, was muss eigentlich noch alles passieren, dass die Menzinger Erdbeerenwiese als Frisch- und Kaltluftschneise erhalten und zum neuen Würm-Landschaftspark ökologisch aufgewertet wird? Die verheerenden Extremwetterereignisse dieser Tage sprechen doch eine eindeutige Sprache und jetzt kommen auch noch zusätzliche Finanzmittel vom Bund! Das, was die Münchner Stadtplanung mit unserer Erdbeerenwiese hingegen jetzt vorhat (Feuerwehr und Grund- oder Realschule), ist eine einzige klimapolitische Katastrophe: Anstatt die Menzinger Erdbeerenwiese zu einem neuen Würm-Landschaftspark umweltpolitisch aufzuwerten und sich dazu am so gelungenen Durchblickpark zu orientieren, bedeutet die aktuelle Planung den Todesstoß für die existentiell so wichtige Frischluftschneise und die Gartenstadt Menzing!

 

Deshalb zunächst nochmal für Sie kurz zusammengefasst unsere aktuelle Stellungnahme/Haltung und Einschätzung/Forderung zur Menzinger Erdbeerenwiese:

 

  1. Unbedingter Erhalt der Menzinger Erdbeerenwiese: Das Klimagutachten der LH München bestätigt eindrucksvoll die überragende Bedeutung unserer Menzinger Erdbeerenwiese/-feld und die LH München hat nicht umsonst 2020 den Klimanotstand ausgerufen! Um diese für München so wichtige Frischluftschneise ein für alle Mal zu sichern und aufzuwerten ist ein neuer Würm-Landschaftspark genau die richtige Lösung. Was, fragen wir uns alle, muss denn eigentlich noch alles an Extremunwettern passieren, auf dass nicht nur über die Klimakrise geredet und in den Nachrichten tagtäglich berichtet, sondern auch lokal nachhaltig dagegen angekämpft wird. Für Schulen und Feuerwache gibt es Alternativstandorte, für unser Klima leider nicht! Deshalb müssen die wenigen noch unbebauten und unversiegelten Grün- und Freiflächen als wertvolle Frischluftschneisen unbedingt erhalten bleiben!

 

  1. Keine Verlegung von Bezirkssportanlage und SV Untermenzing: Ein Würmpark in West-Ost Richtung von der Würm bis zur Bauseweinallee mit klimaresistenten Bäumen im Süden entlang der Wohnbebauung und im Norden entlang der Weinschenkstraße als Naherholung für Untermenzinger und Obermenzinger Bürgerinnen und Bürger ist für uns alle klimapolitisch ein Gewinn. Deshalb muss für die neue Feuerwache Allach ein Alternativstandort -wie auch von den beiden BAen 21 und 23 vorgeschlagen- etwa an der Mühlangerstraße oder am Pasinger Heuweg gefunden werden. Warum die neue Feuerwache partout an die Ecke Von-Kahr-Straße/ Prof. Eichmann-Straße soll, ist überhaupt nicht nachvollziehbar. Zudem droht damit unweigerlich wieder der Durchstich Prof. Eichmann/Wöhlerstraße! Andernfalls aber können der SV Untermenzing und die Bezirkssportanlage da und so nachhaltig eingewachsen bleiben, wo und wie sie sind, und es kommt kein Durchstich der Prof. Eichmann-in die Wöhlerstraße, weil er mit einem Würm-Landschaftspark in der gesamten Länge endgültig obsolet wird und endlich ad acta gelegt werden kann!

 

  1. Alternativstandorte für Schulen und Feuerwache in Allach: Genau wie für die neue Allacher Feuerwache doch noch ein neuer, ungleich besserer Standort in Allach selbst gesucht und gefunden werden muss, müssen sich auch für die Allacher Schülerinnen und Schüler und deren Eltern befriedigende Lösungen in Allach selbst noch finden lassen. Wer wirklich ernsthaft und aufrichtig für nachhaltigen Klima-, Natur- und Umweltschutz eintritt, darf dabei unsere so wichtige Menzinger Frischluftschneise für München nicht opfern und zerstören, sondern muss stattdessen mit uns und seinen und unseren Kindern gemeinsam um deren unbedingten Erhalt und die ökologische Aufwertung der Erdbeerenwiese/-feld zu einem neuen Würm-Landschaftspark mit vielen einheimischen und klimaresistenten Bäumen zur Naherholung für die junge und ältere Münchner Bevölkerung in den angrenzenden Stadtbezirken weiter kämpfen. Wir brauchen keine Menzinger (Lärmschutz-) Mauer, sondern einen Menzinger Würm-Landschaftspark für Unter- und Obermenzing.

 

Nicht umsonst haben das bis jetzt schon über 3.500 Unter- und Ober-Menzinger Bürgerinnen und Bürger so mit ihrer Unterschrift bekräftigt. Es geht dabei also gerade nicht um Einzelinteressen weniger, sondern um eine sehr breite bürgerschaftliche Bewegung, die sich da für den dringenden nötigen Erhalt der Menzinger Erdbeerwiese/-feld als Frischluftschneise und klimapolitisch so wichtige Grün- und Freifläche einsetzt und sich auch nicht durch die Corona-Pandemie ausbremsen lässt!

 

Mit besten Grüßen und entschuldigen Sie diese Ausführlichkeit, aber der Erhalt unserer Menzinger Erdbeerenwiese, ja unserer Menzinger Heimat beschäftigt und fordert uns! Bei deutlich über 30 Grad Celsius sind Frisch- und Kaltluftschneisen sowie Hitzesenker für die Millionenstadt München (über)lebenswichtig!!

 

Andreas Ellmaier, Vorsitzender des Vereins zur Erhaltung und Schaffung von Grünflächen in Menzing (Grünflächenverein Menzing)

Foto: Beispiel Abholzung beim Klinikum Großhandern für die Weiterfühtung der U6 nach Martinsried

 

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