Der Freistaat Bayern plant jetzt, das nördliche Ende des Schlosses in die Erweiterung des Museums „Mensch und Natur“ zum „BIOTOPIA Naturkundemuseum Bayern“ einzubeziehen. Dafür soll Steiningers Trakt durch einen Neubau ersetzt werden. 2013 wurde ein Wettbewerb ausgeschrieben.
In der Ausschreibung spielt die historische Substanz des Schlosses keine Rolle mehr. Im Gegenteil, das Museum soll sich von seiner dezenten Umgebung abheben, damit seine Identität spektakulär zur Geltung kommt. Die Wettbewerbsjury prämierte den Entwurf von Staab Architekten GmbH Berlin, denn: „Der Bruch mit der bis heute tradierten homogenen Fassadengestaltung der Schlossanlage wird bewusst inszeniert.“
Die Bürgerinitiative “Gemeinsam für Schloss Nymphenburg” setzt sich seit Jahren mit unermüdlichem Engagement und gründlichem Fachwissen für die Erhaltung von Steiningers Bau ein, um den einheitlichen Charakter des Schlosses und ein Zeugnis für den umsichtigen Wiederaufbau nach dem Krieg in Bayern zu bewahren. Als die Bürgerschaft darauf hinwies, dass der Bau unter Denkmalschutz stehe, wurde er kurzerhand aus der Denkmalliste gestrichen (2016). Die Presse hat die Bürgerinitiative unterstützt. Die FAZ prangerte den „kaltschnäuzigen Umgang“ mit dem historischen Erbe Bayerns an (20.09.2017). Mit Rücksicht darauf, dass der Ensembleschutz von Nymphenburg nicht so leicht umgangen werden kann, musste das Architekturbüro Staab einige Retuschen an seinem Projekt vornehmen. Nach wie vor gefährdet der erratische Design-Futurismus die einheitliche Erscheinung des Nymphenburger Schlosses. Sicher belebt das Museum das Schloss schön. Es führt Interesse an der Natur und Begegnung mit der kulturellen Tradition zusammen. Es sollte nicht als Fremdkörper auftreten und die Einheit durch eine geschichtsvergessene Inszenierung seiner Identität beeinträchtigen. Es sollte sich in die Einheit integrieren, wie es der ursprünglichen Offenheit entspricht. Überdies wird, wenn einmal ein Teil aus dem Ensemble herausgebrochen ist, erfahrungsgemäß der Appetit auf mehr wachsen, und er lässt sich dann leicht mit dem Argument befriedigen, dass ein Teil bereits herausgebrochen wurde und die Einheit damit ohnehin beschädigt ist.
(Text teilweise von Hubertus Günther, Verband Deutscher Kunsthistoriker) weiterlesen…