Süddeutsche vom 19. Januar 2021: Prinz-Eugen-Park, Kompromiss beim Ortstermin

Eine Anwohnerinitiative rettet im Prinz-Eugen-Park zwei bis drei Bäume, die Fällung der übrigen 80 kann nun beginnen:

„Requiescat in pace“ – ruhe in Frieden – steht auf einem laminierten roten Plakat. Es hängt an einer Hainbuche und flattert im kalten Wind. Die „Initiative zur Rettung von Altbaumbeständen in der Grünen Mitte“ hat damit nicht nur diesen Baum gekennzeichnet, sondern auch andere, die für die Wege-Erschließung des Stadtquartiers Prinz-Eugen-Park und den Bau des Kletterspielplatzes in der „Grünen Mitte“ gefällt werden müssen. 83 von 2225 Bäumen sollen weichen. An die 200 Anwohner haben eine Petition für den Erhalt der Bäume unterschrieben und plädieren für eine baumfreundliche Wegeführung. Die Mehrheit im Quartier allerdings, so hat es eine Blitzumfrage der Genossenschaft für Quartiersorganisation (GeQo) ergeben, will stattdessen, dass die derzeit geplante Wegeführung und die Grüne Mitte schnell fertiggestellt werden.
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„Glauben Sie uns“, sagte Florian Hochstätter, der Abteilungsleiter Gartenbau, „wir haben um jeden Baum gekämpft.“ Man habe es sich nicht leicht gemacht und die Planungen nicht im „stillen Kämmerlein“ entwickelt, sondern ganz offen. Aber man könne, wie Hochstätter einräumte, nicht jedes Detail gemeinsam mit den Bürgern entscheiden.
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Von Nicole Graner, Oberföhring

Foto: ©LHM_Michael-Nagy

Ein Kommentar

  1. Ob man das Verhältnis: 3 gerettete Bäume gegen 80 (3 gerettete Bäume gegenüber 80, die gefällt werden), die fallen, als Kompromiss bezeichnet, ist Ansichtssache. Den Enthusiasmus darüber, dass die Fällung der übrigen 80 Bäume nun beginnt (SZ), kann die Initiative jedenfalls nicht teilen. Die Mitwirkenden der Initiative und deren Unterstützer sind vor allem eins: traurig. Darüber, dass es nicht gelungen ist, weitere Altbäume des (laut Stadtratsbeschluss vom Oktober 2019) „wertvollen Baumbestandes“ vor der Fällung zu bewahren.

    Dennoch war der Termin und die symbolische Geste der drei erhaltenen Bäume wichtig für zukünftige Planungen. Werden doch die anderen Bäume nicht für Wohnbebauung oder nötige Infrastruktur gefällt, sondern „nur“ für die Grünflächengestaltung zur Erholung, für Spielplätze und die Wegeführung untergeordneter Parkwege.

    An einer Stelle wäre es nach Meinung der Initiative, gestützt durch den Einsatz von Herrn Tobias Ruff (Stadtrat, ÖDP) einen Versuch wert gewesen, ein bis zwei große Hainbuchen stehen zu lassen und zu schauen, wie sie auf die Maßnahmen zur Wegevorbereitung reagieren. Sie waren nicht in so schlechtem Zustand, wie im Artikel beschrieben, sondern hätten dort sicher noch weitere 50 Jahre gut gelebt.

    Auf dem Gelände des zukünftigen Kletterspielplatzes muss das Gelände eingeebnet bzw. noch zusätzlich eine Senke ausgehoben werden für Sicht und Lärmschutz. Warum das jedoch auf der ganzen Breite des Areals nötig ist und man nicht den höheren Teil als Schllittenhügel mit Baumbestand belässt, wurde mit dem Argument der Barrierefreiheit beantwortet und dass die meisten Bäume sowieso schon krank wären. Die Initiative verwies darauf, dass abgesehen von den Eschen auch durchaus noch vitale Bäume dort stünden.

    Auch über die Anzahl der zusätzlichen Durchstiche zur Öffnung des Quartiers nach außen, um den „grünen Wall“ zu durchbrechen, der den Prinz-Eugen-Park an drei Seiten umgibt, wurde am Ende des Ortstermins diskutiert. Die Initiative sah hier die Möglichkeit, nochmal 10 bis 20 Bäume zu bewahren und trotzdem auf jeder Seite mindestens zwei Verbindungswege nach Osten und Süden zu schaffen. Weil nach dem zweistündigen Termin die Zeit jedoch drängte, konnte auf die Argumente der Initiative nicht weiter eingegangen werden.

    Da die Ausführungsplanung schon weit fortgeschritten ist und man die grundsätzliche gestalterische Maßgabe der geraden Wege mit Sichtachsen, die topografische Geländeanpassung und die Anzahl der Durchstiche zur Vernetzung beibehalten will, war es für die Initiative mit diesen Vorgaben leider schwierig, weitere Bäume zu retten.

    Die Initiative bedankt sich bei Stadtbaurätin Frau Prof. Merk und Herrn Hochstätter (Leiter der Hauptabteilung Gartenbau), dass doch noch ein Ortstermin zustandegekommen ist, um den Spielraum für weiteren Baumerhalt im Prinz-Eugen-Park auszuloten. Auch der Landtagsabgeordnete Robert Brannekämper und die Stadträte Fabian Ewald und Jens Luther haben sich im Vorfeld für einen neuerlichen Ortstermin eingesetzt. Stadtrat Tobias Ruff war vor Ort dabei, um die Initiative zu unterstützen.

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