Süddeutsche vom 24. Januar 2023: Bürgermeisterin plädiert für neue Hochhäuser

Die Grüne Katrin Habenschaden fordert einen Befreiungsschlag für den Bau, statt “willkürlicher Grenzen wie etwa die Höhe einer Kirchturmspitze” – und wettert gegen das Oktoberfest-Image der Stadt.

…….”Ich bin dafür, uns die politischen Fesseln zu lösen und nicht mehr auf sture und willkürliche Grenzen zu setzen wie etwa die Höhe einer Kirchturmspitze”, sagte die Grünen-Politikerin am Dienstagvormittag auf dem “Immobilienforum”, einem Fachkongress der Branche, im “Sofitel” am Hauptbahnhof.
…..Der Bürgerinitiative um den CSU-Landtagsabgeordneten Robert Brannekämper, die Unterschriften gegen den Bau der zwei 155-Meter-Türme an der S-Bahn-Station Hirschgarten sammelt, attestierte Habenschaden “Zukunftsscheue: sich an das Alte zu klammern, statt offen zu sein für Neues”. Ganz ähnlich urteilte sie über eine “Menge an Bürgerinitiativen in unser Stadt”, es handele sich “ganz überwiegend” um “Gegen-BIs”.

…..Deshalb fordert sie von der Kommunalpolitik, mithin auch ihrer eigenen Partei, mehr Konfliktbereitschaft. “Nur wenn wir hier nicht immer wieder beim ersten Kreuzchen unter eine Petition politisch in uns zusammenfallen, dann arbeiten wir in den kommenden Jahren ernsthaft an der Zukunft dieser Stadt.”

….”Ich will, dass München eine Stadt ist, deren Bilder nicht nur für zwei Wochen Ende September um die Welt gehen. Wir können mehr als German Beerfest.”
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Sebastian Krass, SZ

10 Kommentare

  1. München sieht doch schon lange nicht mehr wie München aus.
    wo man hinschaut, Häuserblöcke mit 8 oder 10 Stockwerken Höhe. An jeder größeren Straße werden diese Kisten getürmt, ob an der Berg-am-Laim-Straße oder am Heimeranplatz oder oder oder
    Sollte das nicht Hochhaus genug sein?
    Braucht es die “Empfangsgeste” am Vogelweideplatz?
    Sind wir Bankfurt am Main? brauchen wir Bankentürme? Investorentürme? Konzerntürme?
    Haben wir uns dafür von der Herrschaft der Kirche losgesagt, um gnadenloseren Herrschaften zum Ausbeuten vorgeworfen zu werden? Die Kirchen hatten zumindest erheblich schönere Türme gebaut, erhebende Anblicke vom Monopteros aus.

  2. Zum Artikel vom 25.01.2023 von Seb. Krass „Hohe Häuser, große Zukunft“

    Die 2. Oberbürgermeisterin Katrin Habenschaden (Die Grünen), befürwortet, ja sie fordert dazu auf, Bürgerinitiativen zu ignorieren; engagierte Bürger werden beleidigt in einer Art und Weise, die so nicht hingenommen werden kann. Im Übrigen ist „Grünflächen erhalten“ eine Dafür-Forderung, keine Dagegen BI, so wie Frau Habenschaden allgemein von Bürgerinitiativen behauptet.
    Hat der Oberbürgermeister Dieter Reiter zur Haltung seiner 2. Bürgermeisterin nichts zu sagen?
    Die Welt von K. Habenschadens scheint sehr beschränkt und klein zu sein, wenn sie München nur für zwei Wochen im Jahr als Oktoberfeststadt wahrgenommen und als „Beerfest“ empfindet.
    Andere Städte, wie Amsterdam, Paris und auch Kopenhagen, mit explodierenden Immobilien- und Mietpreisen, würden ihr mit „strahlenden Projekten neuer Urbanität“ auffallen. Meint sie damit eventuell auch den, von ihr beim AZ Podiumsgespräch am 18.07.22, als herausragend genannten „Bosco Verticale“ in Mailand? Den nennt der renommierte Architekt H. Kollhoff „ einen zotteligen Luxuswohnturm, ein jämmerlich zusammengeklebtes Gehäuse, eine Klapperkiste auf die das Etikett -Grün- geklebt wurde, ein Spekulationsobjekt“.

    Als „strahlendes Projekt“ sieht K. Habenschaden den Hochhausbau für München zu wenig vorangetrieben, insbesondere scheint die Paketposthallenbebauung ihr eine sehr wichtige Angelegenheit zu sein. Abzusehen ist, dass in den beiden Türmen teurer Wohnungsbau entsteht. In den geplanten, weniger hohen Wohntürmen drumherum, soll mitunter geförderter Wohnungsbau entstehen. Allerdings kann dort dann nicht mal die Mindestprokopfgrünfläche eingehalten werden. Die Prokopfgrünfläche wurde von 32qm auf 15 innrhalb des Mittleren Ringes, beziehungsweise auf 20qm, ohne den Bürgerwillen zu berücksichtigen, gekürzt.

    Würde sie umfassend in Zusammenhängen denken, sich ernsthaft mit Fachleuten austauschen, wäre auch für sie unschwer zu erkennen, wie unökologisch, wie teuer, wie ressourcenverschwendend Hochhäuser letztendlich sind. Aber das scheint für eine grüne Bürgermeisterin ohne Bedeutung zu sein.
    Ganz zu schweigen von dem Aufwand, den Hochhäuser durch die notwendige Schaffung von Infrastruktur nach sich zieht. Zunächst wird vorhandene Infrastruktur bis zum „Gehtnichtmehr“ mit allen begleitenden sozialen Konsequenzen benutzt und ausgebeutet. Erst dann wird wegen unumgänglicher Notwendigkeit vielleicht nach und nach neue Infrastruktur geschaffen. Dies kann allerdings nur geschehen, wenn genügend Fachleute wie Lehrer, Erzieher, Pfleger, Krankenhauspersonal, Arztpraxen, Polizisten, städtische Angestellte zur Reinigung der Umgebung usw. vorhanden sind. Nicht zu vergessen, auch die entsprechenden Einrichtungen wie Tiefgaragen für Fahrräder, Autos, Be-und Entladezonen für Geschäfte, Einkaufsmöglichkeiten, Freizeit-und Sportstätten, Spielplätze müssen ermöglicht werden.

    Worum geht es Frau Habenschaden? Um „strahlende Projekte“? Um eine gesunde, eine gesellschaftlich gut vertretbare Wohnform, oder geht es ihr darum, sich ein Denkmal zu setzen? Sie möchte an der Zukunft der Stadt arbeiten. Bürgervorstellungen und Bedürfnisse sind eher lästig, spielen laut ihrer Aussagen eine untergeordnete Rolle.
    Welche Vorstellungen hat Frau Habenschaden für die Zukunft? Ich frage mich ernsthaft, mit wem verbringt Frau Habenschaden ihre Zeit, mit wem setzt sie sich auseinander um Stadtpolitik zu betreiben?

  3. MONOPOLY in München auf Schloßallee- oder eher Luftschloß-Niveau?

    Das Münchner Oktoberfest genießt in der ganzen Welt den Ruf, einzigartig zu sein. In wieweit tun das Hochhäuser – es sein denn in Fachkreisen oder vielleicht die ersten wie das Empire State Building oder die höchsten wie der Burj Khalifa?

    Es gibt eine eklatante Schieflage am Münchner Wohnungsmarkt: Sehr hochpreisige Wohnungen (meist zur Kapitalanlage und Spekulation) oder die viel beschrieenen „bezahlbaren“, sozial geförderten Wohnungen, auf die viele aus der Mittelschicht gar keinen Anspruch haben, die aber von den hohen Mieten betroffen sind.

    Es gibt eine eklatante Schieflage am Arbeitsmarkt: 8.500 neue Arbeitsplätze im Jahr 2022 im Bereich „Information und Kommunikation” (siehe SZ). Kein Wunder, dass sonst überall Fachkräftemangel herrscht, wenn das Wachstum hier so überproportional ist und noch dazu Jobs mit überdurchschnittlich hohen Einkommen schafft. Warum wird diese Tendenz von der lokalen Politik mit der Ansiedlung der entsprechenden Firmen verursacht?

    Stichwort: „Gegen-BIs“. Darf man gegen Schieflagen nichts mehr sagen? Warum daraufhin so viel Polemik? Warum werden Neid-Debatten aufgemacht? Geht man so auf Wählerstimmenfang? Wo sind Sachargumente?
    Exklusive Immobilienforen: Werden da diese Schieflagen bemerkt? Oder fließen da, der kleine Seitenhieb sei mir erlaubt, wie in Helmut Dietls Fernsehserie aus den 80ern, zu viele KIR ROYALs und eben nicht nur Cocktails?
    Warum auf Bürgerdialoge bei Bauprojekten setzen, die von professionellen Lobbyisten moderiert werden, die lediglich auf sog. Akzeptanzkommunikation setzen. Reine Feigenblätter.
    Warum dieses Für-dumm-Verkaufen von uns Bürgern?

    Warum sollen Hochhäuser (über 80 m) die Lösung für die „Wohnungsnot“ sein? Der O2-Tower, die Highlight Towers, der MediaWorks-Komplex sind jeweils viele, viele hundert Millionen Euro wert; das „Elementum“ allein 1,3 Milliarden Euro (laut SZ). Das „Lange Land“ in Feldmoching wurde unlängst zu einem „signifikant“ höheren Buchwert verkauft. Bauvorhaben in Englschalking, am Candidplatz, im Eggarten … – überall Investoren mit dabei, die auf hohe Renditen spekulieren und internationales Geld anlocken (und Geldwäsche?).

    Wie sieht es da mit den geplanten Hochhäusern an der Paketposthalle aus? Wieviel sind die mal wert? Woher kommt das Geld?
    Was bedeuten sie für die Bodenpreise in München?
    Wieviel Verkehrsaufkommen wird tagtäglich entstehen – bei 1.100 Wohnungen, 3.000 Arbeitsplätzen und der Paketposthalle als Veranstaltungsort?
    Wie hoch sind die Gewerbesteuereinnahmen für die Stadt München beim Betrieb von Hochhäusern durch ein Unternehmen mit Firmensitz in der Steueroase Grünwald?

    Welche weiteren Schieflagen kommen auf München durch Hochhäuser zu?
    Denn: Wenn diese Immobilienblase mal wieder platzt, zahlt wer für das „MONOPOLY-Spiel“?
    Antwort: Bürger mit ihren Steuern, die mit Wohnungen nicht Rendite machen und spekulieren wollen, sondern ein Dach über dem Kopf haben wollen, die eine Zukunft in München haben wollen.

  4. Das erste Kreuzchen unter einer Petition sind in Wahrheit 60.000 Unterschriften, samt Adresse und Geburtsdatum für ein Bürgerbegehren.
    Dass Frau Habenschaden immernoch nicht verstanden hat, dass die Fahrradhauptstadt Kopenhagen einem Stadtplaner Jan Gehl zu verdanken ist, der Hochhäuser ablehnt, zeigt wie wenig sie willens ist, in das Thema ernsthaft einzusteigen. https://www.pszeitung.ch/hochhaeuser-passen-nicht-zum-homo-sapiens/
    Ihre Arroganz und Ignoranz ist schwer auszuhalten.

  5. In jeder Regierung gibt es eine Opposition, also Parteien und Politiker, die andere Meinungen vertreten. Aber in der Bevölkerung darf es keine anderen Meinungen geben?

    Die Aussagen von Frau Habenschaden (2. Bürgermeisterin, Fraktion DieGrünen) auf dem Immobilienforum lassen tief blicken. Soweit man das aus dem SZ Artikel herauslesen kann, bringt sie kaum sachliche Argumente, stattdessen Worthülsen und pauschale Angriffe auf alle, die anderer Meinung sind, v.a. HochhausSTOP und die Bürgerinitiativen. Anstatt das ehrenamtliche Engagement ihrer Bürger und die Kompetenz vor Ort zu würdigen, wirft sie alle BIs, egal ob für Bäume, Grünflächen, Frischluftschneisen, Lärmschutz, Denkmalschutz oder maßvolles Bauen in einen Topf, bezeichnet sie als „Gegen-BIs“ und trifft sich lieber mit den ach so uneigennützigen innovativen Immobilienfirmen und Investoren beim Immobilienforum im Sofitel-Hotel. Vielleicht bekommt sie da noch ein paar Tipps, wie man kritische Stimmen diskreditiert und mutige Akzeptanzkommunikation für die Masse betreibt.

    Doch das Ziel, andere abzuwerten, um sich selbst aufzuwerten, wird hier nicht aufgehen. Denn andere Perspektiven sind wichtig, um gute Gesamtkonzepte / Lösungen zu finden, die eben nicht nur einseitig sind. Wichtig für das Funktionieren einer Demokratie, die wörtlich übersetzt „Herrschaft des Volkes” heißt und nicht Herrschaft der Bürgermeister*in. Auch wenn die gewählten Politiker*innen die Regierungsverantwortung übertragen bekommen haben, sollten die Vertreter des Volkes sich doch ab und zu bei den Bürger*innen rückversichern, ob sie noch in ihrem Auftrag handeln oder inzwischen anderen Interessen dienen.
    Im Falle der Grünen kann man doch annehmen, dass sich viele Wähler*innen vor der Wahl etwas anderes erwartet haben, mehr Einsatz für Umweltschutz und Biodiversität und die Erhaltung ökologisch wertvoller Flächen anstatt eine Allianz mit den Investoren. Die meisten Sozialwohnungen, die daraus entstehen, fallen in 40 Jahren wieder aus der Sozialbindung raus. Und was dann? Ein paar neue schicke Hochhäuser für günstigen Wohnraum bauen? Vielleicht auf der Theresienwiese, dann hat sich das Problem mit dem Oktoberfest auch gleich erledigt…

  6. Was unterscheidet die Grünen übrerhaupt noch von anderen Parteien? Dass München bislang nicht aussieht wie andere Großstädte mit Hochhäusern ist doch von Vorteil. Die Stadt und die StadträtInnen sollten nicht dafür sorgen, dass immer mehr global player und noch mehr Zuzug stattfindet, sondern sollte überlegen, was die Zukunft einer Stadt ist. Als seit Jahrzehnten verdichtetste Großstadt müssen doch andere
    Überlegungen einer (noch) liebenswerten und lebenswerten Stadt getroffen werden. Erwärmung, Trockenheit, Klimawandel, Wasserversorgung sind doch die Fragen der jetztzeit und nicht noch mehr Ansiedelungen, Verbauungen von Ackerland (SEM) oder Hochhäuser, die meist nur ausländischen Investoren dienen.

  7. Man reibt sich die Augen, wenn man über die Visionen der Bürgermeisterin Habenschaden liest. Wie anders soll man dies bewerten als ein öffentliches Vorstellungsgespräch: Nach einer längeren Exkursion in die Kommunalpolitik empfiehlt sich die ehemalige Sparkassenfrau der versammelten Immobilien-, Banken- und sonstigen Wirtschaftswelt. Der Vollständigkeit halber würde ich Frau Habenschaden empfehlen, ihre Website zu überarbeiten. “Das will ich”, schreibt sie vor dem Hintergrund einer parteigrün verkitschten Postkartenidylle, im Vordergrund wohl der Englische Garten, im Hintergrund – Vorsicht! – spitzen zwei “Kirchtürme” hervor, daneben die Türme der Theatinerkirche. Und so geht es weiter. All die schönen Bilder, immer wieder Kirchturmspitzen, kein Highlight-Tower, kein O2-Vierkantbolzen, nicht einmal der schöne BMW-Vierzylinder…
    Und dann diese “Gegen-BI’s”…! “München lebt Bürgerbeteiligung”, schreibt sie auf ihrer Website. Zwar könnte man meinen, beispielsweise eine BI für Erhalt von Grünflächen sei eben für etwas. Aber solange BI’s eben nicht auf Linie mit Frau Habenschaden sind, sind sie eben “Gegen-BI’s”. Frau Habenschaden war auch schon mal im “Anti-TTIP-Bündnis” aktiv, schreibt sie auf ihrer Website. – Aber das ist natürlich etwas anderes! Ökologisch fragwürdige Hochhäuser – selbst Fachleute bestreiten dies nicht -, wenn Frau Habenschaden sie haben will, sollte niemand widersprechen. So geht Demokratie!
    Um “strahlende Projekte neuer Urbanität” geht es ihr. Hochhaus-Urbanität, wie sie schon vor vielen Jahrzehnten etwa von Alexander Mitscherlich kritisiert wurden? – Urbanität hat auch viel mit Toleranz zu tun. Davon würde ich Frau Habenschaden gegenüber den “Gegen-BIs” wünschen!

  8. Nachtrag
    Man könnte es auch anders formulieren:

    Wer dank Plattform BÜRGERDIALOG ONLINE “Moloch München” liest, erkennt schnell, dass Frau Habenschaden bei Schietern im Bürgermeisteramt wohl bald “Anschlussverwendung” fände angesichts des Planungs-, Bau- und Investoren-Filzes. in den unsere Stadtregierung tief verstrickt ist. Bei so vielen beteiligten, miteinander verzahnten Firmen und VIP-Zirkel scheinen mir noch Pöstchen zu winken.

  9. Es macht traurig, was Frau Bürgermeisterin da von sich gibt.
    Es handelt sich nicht um “eine Kirchturmspitze”, sondern um unseren Liebfrauen-Dom, der bislang das Höhenmaß vorgibt. Die beiden Türme der Frauenkirche sind das markante und schöne Wahrzeichen unserer Stadt und nicht “eine Kirchturmspitze”., Welch Kränkung!

    Touristen besuchen München das ganze Jahr über, um die Pinakotheken, das Olympia-Gelände und die Asam-Kirche zu besuchen, und kommen nicht nur an zwei Wochen wegen des Volksfests. Wdlch Kränkung unserer Gäste!

    Frau Bürgermeisterin kann unsere Stadt “nicht lesen”, wie man so schön sagt; Blasius der Spaziergänger und Herr Hirnbeiß würden sich schütteln und sagen: “so a Krampfhenna”.

    Frau Habenschaden sollte besser an ihren früheren Arbeitsplatz zurückkehren. Gestern sagte ein Kabarettist im Fernsehen: “Das Ende der Grünen wird sein, wenn man sie weiter regieren lässt”.

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