Seit dem Bau der Bayerischen Staatskanzlei Anfang der 1990er Jahre war in München kein Projekt derart umstritten wie die aktuelle Hochhausplanung von Herzog & de Meuron auf dem Paketpostareal. In Fachwelt und Bürgerschaft wächst der Widerstand.
München hat eine unrühmliche Tradition: Hier herrschte schon vor Jahrzehnten eine große Wohnungsnot. Und eine rühmliche: Seit den 1960er Jahren gibt es eine bürgerschaftliche Opposition gegen Gentrifizierung, Mietervertreibung und Spekulantentum – ein Sprachrohr mit Gewicht ist das 1968 gegründete „Münchner Forum“ (Bauwelt 19.2021). Der Protest richtet sich immer wieder gegen Projekte von kommerziellen Investoren, die der Stadt ihren Stempel aufdrücken wollen.
….Vor diesem Hintergrund kann man verstehen, dass seit nunmehr drei Jahren eine heftige Debatte über die Planung auf dem Paketpostareal im Stadtteil Neuhausen geführt wird. Benannt ist das 87.000 Quadratmeter große Gelände nach der 1969 fertig gestellten Paketposthalle, seinerzeit die weitestgespannte Halle der Welt aus Betonfertigteilen. Dieser denkmalgeschützte Ingenieurbau wird derzeit noch als Briefzentrum von der Deutschen Post genutzt, die das Areal im Sommer 2018 an die Unternehmensgruppe von Ralf Büschl verkaufte, einen der großen Münchner Investoren.
Ein Jahr später, im Juli 2019, legte Büschl eine Planung vor, die sofort die Münchner Gemüter erhitzte. Die von ihm beauftragten Architekten Herzog & de Meuron schlagen vor, die Halle auf drei Seiten zu umfassen: sowohl durch sechsgeschossige Wohnblöcke mit schmalen Innenhöfen als auch durch zwei 155 Meter hohe Türme mit gemischter Nutzung. Das Echo auf die Hochhäuser konnte gespaltener nicht sein – in Politik und Presse wurde der Entwurf überwiegend begrüßt, in Bürgerschaft und Fachwelt jedoch begann sich der Widerstand zu formieren.

Bauwelt 7/2022: Wolfgang Jean Stock schreibt dort: Was braucht München?
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