Statement von Wolfgang Czisch zum Bürger:innen-Gutachten Paketpost-Areal

Masterplan Paketpost-Areal

  1. Die Stadt hat keine eigenen städtebaulichen Ideen zu diesem Schlüsselgrundstück der Entwicklungsmaßnahme Hauptbahnhof-Laim-Pasing erarbeitet, sie hat das Grundstück der Post nicht gekauft, sondern einem Verwerter überlassen. Ergebnis: kein Städtebaulicher Wettbewerb, in der Folge Ausschluss der Stadtöffentlichkeit. Die fehlende Bürgerbeteiligung wurde durch das Bürgergutachten ersetzt, erstellt von 112 zufällig ausgewählten Personen, das den irreführenden Untertitel trägt: erarbeitet von den Bürgern und Bürgerinnen der Landeshauptstadt München.

 

Die Stadt hat sich beim Aufstellungsbeschluss, der die Investorenplanung zur Grundlage der Planung machte, über den bisher nicht aufgehobenen Bürgerentscheid von 2004 hinweggesetzt; sie hat ihre eigene Empfehlung ignoriert, dass an dieser Stelle ein neues Zentrum nicht sinnvoll sei; nachzulesen in der Schriftenreihe zur Stadtentwicklung „München kompakt, urban, grün“, Neue Wege zur Siedlungsentwicklung, Zentrenkonzept. Die Stadt hat sich einem profitorientierten Investor ausgeliefert.

 

  1. Aufgabe der Bürger-Gutachter war, den Masterplan des Investors und der Architekten für das neue Quartier an der Paketposthalle zu beurteilen und nur zu diesem Veränderungs-/Verbesserungsvorschläge zu machen. Es war nicht ihre Aufgabe, den Masterplan in Hinblick auf seine Einbettung in Neuhausen oder in die Gesamtstadt zu beurteilen. Dazu fehlten auch die Grundlagen, z.B. die von Frau Dr. Merk angekündigte Stadtbildverträglichkeitsuntersuchung. Auch die Untersuchung der Verschattung der angrenzenden Wohnungen und die Verträglichkeit mit Neuhausen liegen nicht vor oder sind ist nicht thematisiert. Unberücksichtigt blieb ebenso die Feststellung der „Träger öffentlicher Belange“, dass  der Bau der 155 Meter hohen Türme mit dem Denkmalschutz von Schloss Nymphenburg unvereinbar ist.

Die Stadt hat – im Auftrag des Investors – die Bürger zumindest teilweise instrumentalisiert, in dem sie einerseits den Masterplan als Ausgangspunkt und Rahmen festgelegt hat, andererseits aber nach einer Stellungnahme zu den Hochhäusern fragen ließ. Zudem hat sie keine Alternativen, Gegenvorschläge oder die Nullvariante zugelassen. Damit waren dem Verfahren Scheuklappen aufgesetzt.

 

  1. Die Einwände der Bürgergutachter am Planungs-Verfahren, z.B.: „undemokratisches Verfahren“ und an der Planung selbst, S. 66/67: „diesen Entwurf halten wir für rückwärtsgewandt“ werden ignoriert. Unverständlich ist die Feststellung der Planungs-Referentin, die Bürger-Gutachter hätten die Hochhäuser von 155 Metern auf dem Grundstück oder gar für die Stadtentwicklung für gut befunden. Auf Seite 51 steht, dass die Fragen, ob der Ort ein Hochhaus mit 155 m „benötigt“ und ob „moderne Stadtplanung Hochpunkte verträgt“ nicht bejaht wurden.

 

  1. Auch die Empfehlungen der Bürger-Gutachter sind konträr zu den Vorstellungen im Masterplan:

 

  • Konzentration auf preisgünstigen Wohnraum auf Kosten von Luxuswohnungen und sonstigen Nutzungen.
  • Mehr Grünfläche und Freifläche.
  • Reduzierung der Dichte aber nicht auf Kosten des preisgünstigen Wohnungsbaus.
  • Ökologisches, nachhaltiges und klimaneutrales Bauen.
  • Verkehrsarme Erschließung, Reduzierung der Stellplätze.
  • Für die vorgesehene öffentliche (auch) nicht kommerzielle Nutzung der Paketposthalle mit Kultur, Sport, etc. muss frühzeitig ein tragfähiges Nutzungs-/ und Betriebskonzept erstellt und die Organisation durch die Stadt sichergestellt werden.

 

Diese Forderungen sind zu unterstützen, mit dem Masterplan und den Hochhäusern von 155 Metern aber nicht zu realisieren.

Trotzdem will die Stadt den Bebauungsplan fortführen. Eine eierlegende Wollmilchsau!

 

München, 24.3.2022

Wolfgang Czisch

Foto: Visualisierung vom Schloss Nymphenburg aus, die beiden dunkleren Hochhäuser sollen bei der Paketposthalle durch den Investor Büschl gebaut werden, die helleren könnten nach Genehmigung der HH noch zusätzlioch dazukommen

 

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