Süddeutsche vom 27. November 2023: Das Köşk ist tot, es lebe das Köşk

Der beliebte Kreativtreff muss aus dem Westend in die Ludwigsvorstadt umziehen. Grund dafür sind die Pläne der Stadt auf dem alten Grundstück. Die Initiatoren sind wehmütig – besonders wegen ihres Gartens.
….”Wir wollen keine Gentrifizierer werden”, stellt Andrea Huber, künstlerische Leiterin des “Köşk”, vorsichtshalber klar, während Nachbarn, Macher und Besucher des Kunst-Labors gerade das neue Domizil an der Schillerstraße 38 erkunden.
….Das Vorleben des Köşk gibt schon mal keinen Grund zur Sorge. Entsprechend schwer fiel allen Beteiligten der Abschied: Man fühlte sich wohl und daheim im Flachbau des Multikulturellen Jugendzentrums (MKJZ) an der Schrenkstraße, wo der Treff 2014 als Zwischennutzung und Ableger der Untergiesinger “Färberei” eröffnete. Die üppige Begrünung des Grundstücks, das multikulturelle Konzept und eine Portion Ironie standen Pate für den Namen, das türkische Wort für eine Villa, ein Schlösschen im Grünen, oder einen Pavillon, wovon sich übrigens der deutsche “Kiosk” ableitet.

….Dem Sozialzentrum müssen 27 Laubbäume auf dem Grundstück weichen, 13 davon fallen mit einem Stammumfang von mehr als 80 Zentimetern unter die Schutzverordnung. Besonders schmerzt der Verlust einer vitalen morgenländischen Platane, die der Bund Naturschutz in einer Protestnote als “Herzstück des Westends” bezeichnet.
…Längerfristig will das Team, im Einvernehmen mit den Eigentümern, den kleinen Innenhof begrünen, vielleicht sogar mit Ehrenplatz für eine aus dem Stamm der alten Platane geschnitzten Bank als Erinnerung an den Köşk-Garten.
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von Julian Raff

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