Leserbrief zum Interview mit Prof. Dr. (I) Elisabeth Merk in der AZ vom 28.09.2024

Seit 7 Jahren wirkt Elisabeth Merk als Chefin des Münchner Planungsreferates.

Neulich wurde sie von der Abendzeitung-Redakteurin Christine Hertel nach ihrer Meinung zu zwei großen Siedlungsprojekten in der Landeshauptstadt befragt.
Ob sie wohl lieber in einem der geplanten 150 Meter hohen Büschl-Türme bei der ehemaligen Paketposthalle oder in einem Einfamilienhaus mit Garten wohnen würde, beantwortete Frau Merk:
“Einfamilienhaus mit Garten jedenfalls nicht und auch nicht im Turm, eher in einem 60 – 80 Meter hohen Genossenschaftsbau in Holzbau ” – allerdings ohne Stockwerks-Angabe.

Von den alten, stadtbildprägenden Hochhäusern hebt sie das zwölfstöckige Hochhaus an der Blumenstraße 28 (1924 – 1929, ihren Arbeitsplatz) lobend hervor. Dieser Bau des Architekten Hermann Leitenstorfer (1886 – 1972) mag zu seiner Zeit als maßstabsprengend gegolten haben, nach fast einem Jahrhundert wirkt er mit seinen Anklängen an mittelalterliche Architektur fast behäbig, vielleicht weil nur wenig “Besseres” nachgekommen ist (hier sei der 22 Stockwerk hohe BMW-Turm von  Karl Schwanzer (1918-1975) als eines der interessantesten Bauwerke der Nachkriegszeit genannt).

New York wäre ohne Wolkenkratzer nicht mehr denkbar, allerdings macht sich heute wohl kein zeitgenössischer Architekturkritiker Gedanken über die finsteren Räume in den unteren Geschossen. Die Büschl-Türme könnten eine “Landmark” werden – zwangsläufig bedingt durch die Dimensionen, allerdings lassen die bisher vorgestellten Entwürfe die Qualität eines Schwanzer-Baues vermissen.
Der Vergleich der alten Paktposthalle mit einer “großen Schildkröte” wird dieser einst viel gelobten Halle sicher nicht gerecht, ein technisches Bauwerk ersten Ranges bleibt sie allemal.
Nach Meinung der Stadtbaurätin Frau Merk fehlt dort ein “architektonisches Highlight”; bemerkenswert der Nebensatz “…..die Planung (der Bauten bzw. der Fassadendetails ?) kommt erst später…” Ungewöhnlich, dass bei einem Projekt dieser Größenordnung die Gestaltung der Fassaden bei Einreichung der Pläne noch nicht gefordert war?
Sollten die bisher vorgestellten Entwürfe etwa gar nicht ernst gemeint sein? Dieser Verdacht kam einigen Kritikern schon bei der Präsentation der ca. 150 Meter hohen, außen angebrachten Schrägaufzügen.
Nach Meinung der Stadtbaurätin entbehren die kritischen Bemerkungen des Architekten Robert Brannekämper “jeglicher Realität”. Die von ihm initiierte Ausstellung “München von oben herab” zeigt seit 2020  eine Dokumentation verschiedener Münchner Hochhäuser und ihre Wirkung im Stadtgebiet.

Merk: “Das Freihalten (von Flächen) ist für unsere Generation mindestens so wichtig wie das Bauen”.
“Wir müssen für das Gemeinwohl liefern…” – Ob der Weg zur Flächenfreihaltung auch die Nutzung der Räume unter den Verkehrsbrücken beinhalten kann wird sich zeigen, wenn die ersten Abgasmessungen unterhalb solcher Brücken erfolgt.

Abschließend das Traumziel von Frau Stadtbaurätin Merk: eine Neuverwertung des BR-Geländes beim Hauptbahnhof. Das Hochhaus des BR würde sie stehen lassen, die anderen Flächen sollten aber weiterentwickelt werden. Man darf gespannt sein, in welche Richtung sich München “weiterentwickelt”, Frau Merk würde über ihre Vertragsdauer Ihrer Amtszeit 2025 hinaus gerne noch weitere sechs Jahre in dieser Position arbeiten.

Dieter Klein

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