Klimaschutz wird auf kommunaler Ebene entschieden
Klimaschutz als zentrale kommunale Herausforderung
- München ist aufgrund der Versiegelung und der Bebauungsdichte eine Wärmeinsel und besonders stark vom Klimawandel betroffen.
- Schon jetzt steigt die Durchschnittstemperaturund Hitzetage sowie Starkregenereignissenehmen zu.
- Landeshauptstadt München (LHM) kann im eigenen Wirkungskreis Zeichen setzen und als Vorbildwirken.
- Der Stadtrat hat im Dezember 2019 den Klimanotstand ausgerufen und das Ziel einer klimaneutralen Stadt bis zum Jahr 2035 ausgegeben.
- Am 1. Januar 2021 startete das neue Referat für Klima-und Umweltschutz (RKU) mit Christine Kugler als neuer Referentin die Arbeit.
- Das RKU wurde beauftragt eine schlagkräftige Klimastrategiezu entwickeln, um die ambitionierten Klimaziele Münchens zu erreichen.
Ein Paradigmenwechselist notwendig:
Weg von Einzelmaßnahmen hin zu einer umfassenden Klimastrategie gebündelt unter einem Dach!
Handlungsspielräume und Leitsätze
Aktiv werden in fünf Handlungsfeldern – Handlungsspielräume und Leitsätze für die künftige Klimastrategie
- München steht vor der Herausforderung, die Stadt in die Klimaneutralitätzu führen und klimaresilientzu gestalten.
- Die Gestaltung öffentlicher Räume sowie der Anteil und die Verteilung von Grün-und Wasserflächen (sog. Grüne und Blaue Infrastrukturen) sowie eine wassersensible Stadtentwicklung werden deshalb zukünftig deutlich an Bedeutung gewinnen.
- Der Fokus verschiebt sich von Maßnahmen an Einzelgebäuden hin zu Quartierskonzepten.
- Die Erschließung von CO2-Senken(u.a. Wälder, Moore, Böden) sind weitere wichtige Bausteine einer kommunalen Klimastrategie.
Um die gesteckten Klimaschutz-und Energieeffizienzziele zu erreichen, wurden für fünf Handlungsfelder Leitsätze definiert, die als Kompass für das klimaneutrale München von Morgen dienen sollen.
Handlungsspielraum 1: Wärme, Kälte, Strom
Heizen und Kühlen ohne fossile Energien und klimafreundlich Strom erzeugen
- DieWärmewendeträgt erheblich zum Klima-und Ressourcenschutz bei, denn sie zielt darauf ab, Wärmeenergie einzusparen und den Wärmeverbrauch vor allem durch die Nutzung erneuerbarer Energien zu dekarbonisieren.
- München sitzt auf einem Schatz im Untergrund: Die Geothermie kann als Wärmequelle und zur Wärmespeicherung genutzt werden und mittelfristig fossile Energieträger verdrängen (grüne Fernwärme) .
- Wärmepumpen werden in den Bereichen, die dezentral oder über kleinere Insel-bzw. Nahwärmenetze versorgt werden müssen, von elementarer Bedeutung sein.
- Gleichzeitig steigt der Kältebedarfmit wärmeren Münchner Sommern kontinuierlich an. Hier bieten Fernkälte und kombinierte Wärme-Kälte-Systemeeinen wichtigen Beitrag zum Klimaschutz.
- Gleichzeitig fördert München nachhaltigen Klimaschutz durch hohe energetische Standards im Neubau und im Bestand.
- Besonders die Stromerzeugung durch Solarenergie hat in München noch großes Potenzial, denn mehr als 1.800 Stunden im Jahr scheint über München die Sonne. Um einen signifikanten jährlichen Zubau von Photovoltaik-Anlagen zu erreichen wird in Kürze eine PV-Dachagentur eingerichtet.
- Gleichzeitig ist es unverzichtbar, den Energiebedarf nicht nur im direkten Handlungsbereich der Landeshauptstadt München zu minimieren, sondern die Münchner*innen für einen sparsameren Umgang mit Energie zu sensibilisieren.
Handlungsspielraum 2: Mobilität
Wohnortnah, öffentlich und vernetzt
- Um die Treibhausgasemissionen im Bereich Verkehr deutlich zu senken, setzt München die klimafreundliche Mobilitätswendeum.
- Klimafreundliche Antriebe haben in München Vorrang: Bis 2025 werden mindestens 80 Prozentaller Wege innerhalb des Münchner Stadtgebiets mittels abgasfreier Kraftfahrzeuge, öffentlichem Nahverkehr sowie Fuß-und Radverkehr zurückgelegt.
- Der Umweltverbundwird ausgebaut.
- Die aktive Mobilität zu Fuß, auf Rädern oder Rollen wird gefördert, dann sie ist gesund, umweltfreundlich und emissionsfrei.
- Die notwendigen Wege sind kurz und direkt, sparen Zeit und vermeiden Emissionen.
- Klimafreundliche Mobilität spart Fläche und schafft mehr Platz für mehr Grün.
Handlungsspielraum 3: Klimaanpassung
Als Schwammstadt der Klimaerwärmung trotzen
- Insbesondere die bestehenden dichten innerstädtischen Quartiere sind von den Auswirkungen des Klimawandels betroffen.
- Um hier durch Entsiegelung (Schwammstadt)und Baumpflanzungen (u. a. Verschattung) den öffentlichen Raum entsprechend zu optimieren, müssen im Zuge der Verkehrswende die Flächen der bestehenden Straßenräume -wo immer möglich -zu Gunsten von Vegetations-und Aufenthaltsflächen neu aufgeteilt werden.
- Schlüsselstrategien gegen die urbane Hitze sind: Durchlüften, Verschatten, durch Verdunstung kühlen, Rückstrahlung erhöhen.
- Die Schlüsselstrategien gegen urbane Überflutung lauten: Versickern, Verdunsten, Speichern, Zurückhalten und über Notwasserwege ableiten.
- Im Sinne einer urbanen Durchlüftung dient die Klimafunktionskarte als wichtige planerische Grundlage.
Handlungsspielräume 4 und 5: Wirtschaft und Lebensstile
Wirtschaft –Nachhaltige und klimafreundliche Innovationen fördern
- Ziel: München richtet seine Wirtschafts-und Standortpolitik an den Prinzipien der Nachhaltigkeit und zirkulären Ökonomie aus und unterstützt alle Unternehmen bei deren Umsetzung. Um diesen Wandel umzusetzen, bedarf es der Zusammenarbeit aller Akteur*innen und den Willen, das Kriterium der Zirkularität im Produktionsprozess zu berücksichtigen.
- Zwischen den großen Unternehmen besteht bereits der so genannte Klimapakt. Ein neues Bündnis zwischen München und den kleinen und mittleren Unternehmen (KMU) kann mit entsprechenden Informations-, Beratungs-und Förderprogrammen diesen Prozess fördern.
Lebensstile –Nutzen und Teilen statt Besitzen: Der Weg zur Kreislaufstadt
- Ziel: München ist Vorreiterin für einen positiven gesellschaftlichen Veränderungsprozess von Lebensstilen im Hinblick auf suffizienteres und ressourcenschonendes Verhalten.
- Die in München lebenden Menschen können sich überwiegend saisonal und von regionalen Lebensmitteln aus Bio-Landwirtschaft ernähren.
- München fördert Kreislaufprodukte, die leicht zu teilen, leicht zu leasen, einfach wiederzuverwenden, leicht zu reparieren, leicht wiederaufzubereiten und zu recyceln sind.
- Durch strukturell verankerte Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE) befähigt München seine Bewohner*innen aktiv bei der Umsetzung eines klimafreundlichen und nachhaltigen Lebensstils.
Klimaschutz konkret umsetzen
Konkret umsetzen: München wird klimaneutral bis 2035
Anteil der Gesamtstadt an Treibhausgas-Emissionen (THG): 97 Prozent
- Wissen, woher man kommt:
Verknüpfung Treibhausgasemissionen (THG-Bilanz nach BISKO) mit den Handlungsspielräumen mit dem größten Reduktionspotenzial, vor allem: Wärme, Energie und Mobilität - Wissen, wohin man geht:
Empfehlungen aus dem Fachgutachten führen zu konkreten Umsetzungspfaden in den einzelnen Handlungsspielräumen (Vorwärts-Projektion für die Dekarbonisierung und Anhaltspunkt für die Zielerreichung) - Wissen, wie man es anpackt:
Die transformative Kraft liegt im Quartier! Energetische Stadtsanierung, klimafreundliche Wärme-und Kälteversorgung im Quartier, klimafreundliche Mobilität, Klimawandelanpassung durch Grüne Infrastruktur, Resilienz durch Schwammstadtprinzip - Kompetenzen bündeln!
Klimafreundliche Quartiersentwicklung in gemeinsamer Federführung PLAN, RKU, MOR
Konkret umsetzen: Klimaneutrale Stadtverwaltung bis 2030
Anteil der Münchner Stadtverwaltung an Treibhausgas-Emissionen (THG): 3 Prozent
- Wärme-, Energie-, Mobilitäts-und Ernährungswende im unmittelbaren Wirkungskreis der „städtischen Familie“: Gebäudebestand energetisch sanieren, städtische Liegenschaften und städtische Grundstücke als Nukleus für neue integrierte Wärme- und Kältenetze und Beitrag zur resilienten Stadt, klimafreundlicher Fuhrpark, klimaneutrale Beschaffung, klimafreundliche Mobilität der Beschäftigten
- Steuerung: Der Lenkungskreis IHKM wird unter Federführung RKU zum Lenkungskreis „Klimaneutrale Stadtverwaltung bis 2030“
Instrumente Klimaschutz verbindlich und sichtbar machen
Klimaschutzgedanken in der „DNA“ der Münchner Stadtverwaltung verankern
- Klimafolgekostenbei Wirtschaftlichkeitsrechnungen berücksichtigen
- Auswirkungen auf den Klimaschutz bei klimarelevanten Beschlussvorlagen beurteilen
- Finanzierungsrahmenfür den Klimaschutz schaffen
- CO2-Monitoringin einem jährlichen Fortschrittsbericht in verständlicher Weise veröffentlichen
- Verbindlichkeit durch eine Klimasatzung
- Einbindung der Zivilgesellschaft: Einberufung eines Klimarats
Klimabudget für ein klimaneutrales München
Dauerhafter jährlicher Finanzrahmen in Höhe von 100 Millionen Euro
- Der bisher dreijährige Finanzierungszyklus für Klimaprogramme wird durch einen festen, jährlichen Finanzrahmen für Klimamaßnahmen abgelöst
- Der Finanzrahmen wird analog zum Mehrjahresinvestitionsprogramm in Fünfjahreszyklen geplant
- Ausschlaggebend für die weitere Klimastrategie und die Mittelverwendung werden die Empfehlungen aus dem Fachgutachten sein, das im Herbst 2021 vorliegt
- Die Mittel des Finanzrahmens werden priorisiert nach:
– Empfehlungen Fachgutachten
– Eine führende Größe für die Priorisierung ist die CO2-Wirksamkeit in € je to CO2 - Der Stadtrat wird jährlich im Rahmen des Haushaltsverfahrens mit konkreten Finanzierungsbeschlüssen befasst
- Ausgabe einer Klimaanleihe (Green Bond)
Sofortmaßnahmen 2021
Kurzfristig umsetzbare Maßnahmen im Wirkungskreis der LHM
Bereich Mobilität –Elektrifizierung des Busverkehrs
- Dem ÖPNV kommt als Rückgrat des Umweltverbundes in München eine sehr hohe Bedeutung zu
- Bereits heute fährt die MVG durch den Einsatz von U-Bahnen und Trambahnen zu rund 80 Prozent elektrisch
- Die Elektrifizierung der Busflotte soll zu einem 100-prozentigen lokal emissionsfreien ÖPNV führen
Bereich Energie –Stromsparen und klimaneutrale Stromerzeugung
- Der Ausbau von Photovoltaik-Anlagen auf den städtischen Gebäuden soll ausgebaut werden.
- Zur Energieeinsparung soll die städtische Straßenbeleuchtung auf LED-Technologie umgerüstet werden.
Bereich Biodiversität –Mehr Grün in der Stadt
- Die bereits 2019 beschlossene Begrünung von Dächern und Fassaden im Rahmen von städtischen Neubauten und Sanierungen soll vorangetrieben werden.
- Im Stadtgebiet sollen zusätzliche Bäume gepflanzt werden und Straßen mit „Begleitgrün“ begrünt werden.
Quelle: Referat für Klima- und Umweltschutz der Landeshauptstadt München (hier downloaden)