Leserbrief von Annegret Bähnisch: Info-Veranstaltung Tucherpark am 06.06.2024

„Die Bebauung des großen Grundstücks der Tivoli-Mühle hätte nie genehmigt werden dürfen,“ – sagt Dieter Wieland in einem seiner berühmten Topographie-Filme, und weiter „wenn es Stadt und Staat ernst gemeint hätten mit der Menschenliebe und mit der Sorge um das Wohl der Bevölkerung. Es war die letzte große Chance, den Englischen Garten in der Millionenstadt noch einmal zu erweitern.“ Gemessen an der damaligen Einwohnerzahl müsste er heute 30-mal so groß sein. – Stattdessen wurden ihm scheibchenweise Flächen entzogen, vor allem durch die Nazis.

Für das Haus der Kunst, für den Altstadtring, durch die Lastenstraße.

Der Tucherpark war dem damaligen Zeitgeist in den Maßstäben einer autogerechten Stadt geschuldet, auch sichtbar an der autobahnartigen Auffahrt zum Mittleren Ring, der den Englischen Garten zweiteilt. Jetzt ist es so, wie es ist.

Aber heute wissen wir es besser. Das ist keine Vermutung, sondern eine Tatsache. Schließlich hat die Stadt München bereits 2019 den Klimanotstand ausgerufen.

Die landschaftsplanerische Anlage des Tucherparks konnte man damals gleichwohl als Kompromiss betrachten. Landschaftlich leitet er fast unmerklich und unsichtbar über in die Parkanlagen des Englischen Gartens. Zurecht ist der Tucherpark ein geschütztes Ensemble. Das ist gut so. Und das sollte unbedingt so bleiben.

Eine Nachverdichtung wäre hier indiskutabel, inakzeptabel, nicht zu tolerieren. Ein Umbau im vorhandenen Bestand zu 200 Wohnungen ist genug. – Es ist hier vom „lebendigen Stadtquartier“ die Rede. – Wie lebendig soll oder muss es denn sein?

Ich treffe – etwa am Teich im Tucherpark stets Menschen, die die Ruhe suchen, die sie im südlichen Englischen Garten nicht mehr finden können. Es sollte also nicht nur lebendige Orte mit so genannter Aufenthaltsqualität geben, sondern auch Ruheoasen. Eine solche Ruheoase ist der Tucherpark.

 

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