Rathausnachrichten vom 19. Oktober 2021: Bürger*innengutachten fürs PaketPost-Areal

Konstruktiv und kreativ die eigene Stadt mitgestalten: Nach diesem Prinzip haben sich in der ersten Oktoberhälfte 106 Münchnerinnen beim Bürgerinnengutachten mit den Planungen für das Paket-Post-Areal in Neuhausen auseinandergesetzt. In lockerer Atmosphäre und mit großem Engagement haben sich die Arbeitsgruppen im Backstage direkt neben der denkmalgeschützten Halle den wichtigsten Fragen gestellt und gemeinsam Lösungen erarbeitet:
Sollen in der Paketposthalle künftig Konzerte stattfinden?
Wie kann der Verkehr auf dem Areal abgewickelt werden?
Wird es zu laut oder werden die Wohnungen zu teuer?
Wie stellt man sich die Stadt der Zukunft vor?
Und welche Sorgen treiben die Anwohnerinnen um?

Die Debatten liefen nach einem festen Fahrplan ab: Erst Informationen sammeln – dafür haben Expertinnen ausführliche und durchaus auch kontroverse Vorträge gehalten (unter anderem die frühere Berliner Senatsbaudirektorin Regula Lüscher sowie Vertreterinnen des Münchner Forums, der Universitäten, des Landesamts für Denkmalpflege, der Münchner Stadtverwaltung, diverser mit dem Thema befasster Ingenieurbüros und von unabhängigen Planungs- und Architekturbüros aus Deutschland und der Schweiz).

Dann Fragen ans Podium und Debatte in der Kleingruppe. Anschließend wurden Thesen und Forderungen den anderen Gruppen vorgestellt und dabei bewertet. Sämtliche Ergebnisse werden in den kommenden Wochen zusammengefasst und voraussichtlich Anfang 2022 an Oberbürgermeister Dieter Reiter übergeben. Eine erste Fassung soll aber bereits Anfang Dezember vorliegen und einigen Teilnehmenden zur Korrektur vorgelegt werden.
Das Bürgerinnengutachten fließt in die weiteren Planungen für das PaketPost-Areal mit ein und spielt dort eine wichtige Rolle. Gleichwohl gibt es auch für alle anderen Münchnerinnen noch weitere Möglichkeiten zur Mitwirkung im weiteren Planungsprozess. „Ich danke allen Bürgergutachterinnen ganz herzlich für ihr Engagement, das ja keineswegs selbstverständlich ist“, erklärt Stadtbaurätin Professorin Dr. (Univ. Florenz) Elisabeth Merk. „Und ich bin schon unheimlich gespannt auf die Ergebnisse. Fundierte Debatten führen zu fundierten Ergebnissen, das ist die besondere Qualität eines Bürgerinnengutachtens.“
Das auf mehrere Tage angesetzte Bürgerinnengutachten, das im Auftrag des Referats für Stadtplanung ganz bewusst von einem neutralen Ausrichter organisiert wurde, zählt zu den vielversprechendsten, aber auch aufwändigsten Varianten der Öffentlichkeitsbeteiligung. Die Methode ist international anerkannt. Da die Teilnehmerinnen per Zufallsauswahl aus dem Melderegister ausgewählt wurden, ist in den sogenannten Planungszellen ein breiter Querschnitt der Stadtbevölkerung vertreten – wichtig bei einer Planung, die für ganz München von großer Bedeutung ist. Die intensive Auseinandersetzung mit dem Thema gewährleistet eine fundierte Meinungsbildung und eine entsprechend hochkarätige Debatte mit vielen wertvollen Vorschlägen. Im Fokus der Teilnehmerinnen standen vor allem das Angebot an Freiräumen im Areal, die nachhaltige Gestaltung der Hochhäuser und die möglichen Nutzungen sowie der Betrieb der Paketposthalle.
Besonders wichtig am Bürger*innengutachten ist die Möglichkeit zur Differenzierung: Es geht nicht um den Versuch, „Schablonen“ für ganz München zu fixieren, sondern um die Suche nach passgenauen Lösungen für eben diesen Standort. Dazu gehört auch die Chance, zielführende Kompromisse und völlig neue Ideen in die Diskussion einzubringen. Ein einfaches Ja-Nein-Schema könnte diesen Anspruch nicht erfüllen.
Professorin Dr. Christiane Dienel, Geschäftsführerin des Instituts Nexus (Veranstalter der Planungszellen): „Das Besondere an den Planungszellen ist, dass wir die Bürgerinnen und Bürger sozusagen als Bürgergutachter schlau machen und ihnen dann die Möglichkeit geben, sich wirklich eine Meinung zu bilden. Sie kommen vier Tage lang hierher, erhalten Input von richtig guten Experten, damit sie sich ein Bild machen können, und dann reden sie in Kleingruppen von fünf bis sechs Personen und entwickeln so ein Bürgergutachten.“
Maximilian Hambeck, Bürgergutachter: „Ich finde, die Durchführung des Bürgergutachtens klappt super. Auch durch die Durchmischung vieler sozialer Gruppen und demographischer Gruppen sind die Diskussionen sehr produktiv, konstruktiv und zielführend. Ich habe das Gefühl: Wir erreichen hier etwas, und Spaß macht es auch noch. Inhaltlich kann ich dazu sagen, dass die Expertinnen und Experten eine tolle inhaltliche Einführung gegeben haben in die Theorie des ganzen Konstrukts. Ich finde, das ist ein tolles Projekt, welches vor allem den Fokus auf die Paketposthalle legt und im Prinzip das Viertel beziehungsweise ganz München aufwerten kann, wenn es denn klappt. Und alles eingehalten wird, was versprochen wurde, und die Arbeit zwischen Stadt und den Investoren und der Nachbarschaft dann gut funktioniert.“
Marina Ablogina, Bürgergutachterin: „Ich finde die Veranstaltung sehr interessant für München. Ich wohne fußläufig und finde sehr spannend, was hier entstehen könnte. Vor der Veranstaltung hatte ich noch keine genaue Vorstellung, was mit der Paketposthalle und dem Areal passieren wird. Jetzt fühle ich mich sehr gut informiert. Als Teilnehmerin hat man gemerkt, wie viel Arbeit hinter der Veranstaltung steckt, und das fand ich sehr gut. Insgesamt bin ich gespannt, was die Zukunft bringen wird und bin froh, dass ich teilgenommen habe.“

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