Rathausnachrichten 28. Januar 2021: Ein Bürgergutachten für die Paketposthalle

Mitreden und mitgestalten:
Bei der Neuplanung für das Areal rund um die Paketposthalle nahe der Friedenheimer Brücke können auch die Münchnerinnen ihre Vorschläge und Meinungen einbringen.

Die Vollversammlung des Münchner Stadtrats hat dem Vorschlag von Stadtbaurätin Professorin Dr. (Univ. Florenz) Elisabeth Merk zugestimmt, ein Bürgergutachten zu organisieren. Dabei können repräsentativ ausgewählte Bürgerinnen über die Pläne diskutieren und ihre Vorstellungen in die weiteren Überlegungen einspeisen. Die konkrete Gestaltung und Ausrichtung sowie die Moderation soll ein externes Büro übernehmen.
Oberbürgermeister Dieter Reiter: „Ich freue mich auf die Ideen aus der Bürgerschaft. Das neue Quartier soll mit einer möglichst breiten Beteiligung der Münchnerinnen und Münchner entwickelt werden. Hier wird ein vielfach genutzter Stadtbaustein entstehen, der einen spannenden, städtebaulichen Akzent setzt.“


Das Verfahren des Bürgergutachtens ist für die öffentliche Debatte wichtiger Planungsthemen besonders geeignet, da es eine Einbindung der Bürgerinnen gewährleistet, die nicht in Initiativen oder politischen Gruppierungen organisiert sind. Die Methode hat sich bereits im Kunstareal Maxvorstadt bewährt.
Die Organisation durch ein unabhängiges Büro ist fester Bestandteil des Konzepts. Bei einem Bürgergutachten debattieren die Teilnehmerinnen in Arbeitsgruppen mehrere Tage lang über die Ideen des vorliegenden Masterplans.

Sie müssen mindestens 14 Jahre alt sein und werden repräsentativ aus dem Melderegister ausgewählt. Das Zufallsverfahren gewährleistet, dass alle die gleichen Chancen haben und ein breites Spektrum unterschiedlicher Menschen mitredet. Mögliche Diskussionsthemen könnten sein: die Nutzung der Freiflächen, der Erdgeschossbereiche sowie der Halle selbst oder auch die Architektur und Kubatur der Hochhäuser. Die Ergebnisse der Arbeitsgruppen werden veröffentlicht und fließen in die weiteren Planungen ein.

Für Anwohnerinnen und Interessenverbände gibt es zusätzlich eigene Veranstaltungen. Denkbar sind etwa ein Runder Tisch oder eine Einwohnerversammlung. Die Details dieses Prozesses sind Teil der Ausschreibung fürs Bürgergutachten.

Stadtbaurätin Professorin Dr. (Univ. Florenz) Elisabeth Merk: „Das Areal rund um die Paketposthalle bietet großes Potenzial − für bezahlbaren Wohnraum und Kultur durch Umnutzung der denkmalgeschützten Halle. Mit dem Bürgergutachten möchten wir gewährleisten, dass alle Vorschläge und Kritikpunkte zur Entwicklung des neuen Quartiers offen diskutiert werden können.“

Das Projekt an der Wilhelm-Hale-Straße wird bereits leidenschaftlich diskutiert, seit der Masterplan 2019 vorgestellt wurde. Die bisherige Planung sieht einen Stadtteiltreffpunkt und Kultur in der denkmalgeschützten Halle vor, die von 1965 bis 1969 aus Betonfertigteilen errichtet wurde und mit einer Spannweite von fast 147 Meter damals die weltweit größte ihrer Art war.
Die beeindruckende Konstruktion soll das Herzstück des neuen Quartiers werden. In unmittelbarer Nähe sollen mehrere Wohn- und Geschäftshäuser sowie zwei Hochhaustürme entstehen, in denen neben Gewerbe vor allem Wohnungen vorgesehen sind. Die Vorgaben der sozialgerechten Bodennutzung (SoBoN) gewährleisten, dass ein fester Anteil geförderter und bezahlbarer („preisgedämpfter“) Wohnungen gebaut wird.
Die gesamte städtebauliche Planung einschließlich der Hochhäuser wurde vom Büro Herzog & de Meuron entworfen, das in München auch für die Allianz-Arena in Fröttmaning verantwortlich zeichnet. Zusätzlich soll es in dem neuen Viertel soziale Angebote, möglicherweise ein Seniorenzentrum oder eine ähnliche Institution sowie diverse Einzelhandelsgeschäfte und möglicherweise ein Hotel geben.
Der Autoverkehr und damit auch die Anlieferung sollen unterirdisch ablaufen, die Oberfläche bleibt Radfahrerinnen und Fußgänger*innen vorbehalten.
Wer den Zuschlag der Ausschreibung erhält, soll voraussichtlich im März feststehen. Die Info-Veranstaltungen und die Treffen der Planungsgruppen sind im Laufe des Jahres 2021 geplant. Alle Angebote müssen den aktuell gültigen Corona-Schutz gewährleisten, notfalls also auch digital stattfinden können. Dies wird von vornherein so eingeplant.

Bilder/Visualisierungen: © Herzog & de Meuron

2 Kommentare

  1. “Der Autoverkehr und damit auch die Anlieferung sollen unterirdisch ablaufen, die Oberfläche bleibt Radfahrerinnen und Fußgänger*innen vorbehalten.”
    So was ähnliches kennt man ja aus dem Olympiadorf.
    Und daher kann sich jede/r überzeugen, dass es auch eine unterirdische Versiegelung gibt. Sollte jemand der Meinnung sein, dass auf die Art ja (sozusagen von oben gesehen) die versiegelte Fläche kleiner ist, möchte ich dem entgegenhalten, dass dafür der Eingriff in den Boden umso tiefer geht.
    Übrigens, wohin sollen die parkenden Autos? Ich hab grad nicht gelesen, dass hier nur autofreie Bewohner und autofreie Arbeitnehmerinnen kommen werden.

  2. Oh wie nachhaltig. Wie man auf dem Bild deutlich sieht, erbaut aus Maienluft und Morgenlicht, Achtung Achtung, dass nicht ein Wind, wie er z.B. heute weht, das ganze Ensemble nach Tir nan Ogh entführt.

Kommentar hinterlassen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert