Leserbrief zum Beitrag in der SZ (online) vom 11.03. bzw. 12.03.21 über den Eggarten

Da mir nicht bekannt ist, wie intensiv Sie sich mit dem Thema “Eggarten” beschäftigt haben, folgende Denkanstöße:

Vielleicht schauen Sie sich zur Einstimmung auf der facebook-Seite von Frau Habenschaden (2. Bürgermeisterin von München und GRÜNE) deren Beitrag zum Eggarten vom 21.11.19 an. Damals – noch vor den Wahlen – hatte sich Frau Habenschaden für die Grünen ganz klar zum Eggarten positioniert und eine Bebauung abgelehnt

(Link: https://ms-my.facebook.com/katrinhabenschaden2026/videos/1046002905594209/ )

Sie hatte richtigerweise festgestellt, welch enorm wichtige Funktion dem Eggarten als Frischluftschneise für ganz München zukommt und wie wichtig es allein schon aus Gründen des Natur- und Artenschutzes sei, dieses kleine Paradies für alle Münchner zu erhalten. Nun – nach der Wahl –  die Kehrtwende sowohl von Frau Habenschaden als auch den Stadtrats-GRÜNEN: Deren einst eingenommene Position wird offenbar nur noch von der FDP und der Linken vertreten. Von den Grünen hingegen kommt  plötzlich ein “Lob” für den Bebauungsplan” und Frau Habenschaden scheint sogar noch stolz darauf zu sein, dass ein Unternehmen wie Apple in München einen großen Standort errichten und Arbeitsplätze schaffen will. Das dadurch entstehende Problem wird aber offenbar nicht erkannt: Mit der Ansiedlung solcher Großunternehmen bzw. deren Expansion wird auch die Nachfrage nach Wohnraum weiter angeheizt. Gut bezahlte Mitarbeiter solcher Unternehmen sorgen außerdem für die weitere Verdrängung der Normal- und Kleinverdiener, wozu v.a. die sog. systemrelevanten Berufe gehören.

Seit 2013 ist zudem zu beobachten, dass jährlich ca. 5.000 Münchner*innen die Stadt verlassen, darunter viele Familien, und ins Umland ziehen. Es wird aber weiter gebaut und nachverdichtet. Die Frage nur für wen? Wollen wir in den nächsten Jahren unsere letzten Grünflächen und Parks, die jetzt noch der Allgemeinheit als Erholungsräume zur Verfügung stehen und geschützt sind, dann ebenfalls opfern, nur um ein selbst gestecktes Wohnungsbauziel zu erreichen? Um München in eine gesichtslose, graue und heiße, zu 100 % versiegelte Großstadt mit Tausenden von Hitzetoten zu verwandeln, in der sich die Menschen vor lauter Enge und mangelnder Erholungsflächen gegenseitig auf die Nerven gehen und aggressiv werden?

Nur, weil die Investoren ihr Projekt der besseren Akzeptanz halber mit einem vermeintlich grünen und sozialen Anstrich versehen und als Prestigeobjekt mit allen Mitteln durchdrücken wollen (“Charta zum Klimaschutz”), lassen sich die GRÜNEN einlullen und geben ihren einstigen Standpunkt, für den Erhalt des Eggartens einzustehen, plötzlich auf.  Eine Partei, die das Grün in ihrem Namen trägt, sich eigentlich für ein ökologisches Bewußtsein und den Artenschutz stark macht und das Volksbegehren “Rettet die Bienen” unterstützt hat, nickt so ein Projekt plötzlich mit ab. Nachfragen nach den Motiven für diesen Sinneswandel wären durchaus wünschenswert. Eine solche Partei ist weder glaubhaft noch wählbar. 

Eine derart massive Bebauung – wie im Eggarten nun geplant – und der Zuzug von ca. 5.000 Menschen in dieses neue Quartier läuft jedem Natur- und Artenschutzgedanken zuwider und zerstört unwiederbringlich eine der letzten wichtigen Frischluftschneisen für München. Es werden sicherlich an die 700 Bäume gefällt und es wird letztendlich trotz aller Beteuerungen zu einer Schädigung der verbleibenden Bäume durch den massiven Einsatz von Baumaschinen kommen, von späterer Lichtverschmutzung und Lärmentwicklung durch Aktivitäten im neuen Quartier ganz zu schweigen. Ein paar begrünte Fassaden oder Dachgärten können diesen Verlust nicht ansatzweise ausgleichen. Vom Eggarten wird nichts mehr übrig bleiben! Den entstehenden Druck auf die Infrastruktur und die nahegelegenen Erholungsgebiete wie z. B. den Lerchenauer- und Fasaneriesee mag man sich gar nicht ausmalen. 

Noch könnten die Münchner Bürger Druck auf den Stadtrat ausüben, dieses Areal zu schützen und nicht zu bebauen.  Verena Heyse

München

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