Leserbrief zu SZ vom 19.1.22 Münchenteil H5 „Holz fürs Museum“ Baumfällungen Neue Pinakothek

Vorstellung der Planungen des Staatlichen Bauamtes im BA 3 am 17.1.2022: Offene Fragen

Vielen Dank für den Artikel zu einer Planvorstellung des Staatlichen Bauamtes im BA 3 am 17.1.2021 zu Baumfällungen und Absperrungen der Freianlagen im Rahmen von Sanierungsarbeiten an der Neuen Pinakothek.

Ich habe an der Zoom-Sitzung teilgenommen. Einige Fragen sind für mich dabei offen geblieben, die man m.E. nach der Projektvorstellung an das Staatliche Bauamt hätte stellen müssen. Ich habe sie hier noch einmal zusammengefasst; vielleicht sind sie als Ergänzung zu Ihrem Artikel „Holz fürs Museum“ hilfreich.
1. Wurde bei der Aufstellung eines Freiflächengestaltungsplans ein:e Landschaftsarchitekt:in hinzugezogen?

2. Wenn ein solcher Plan fachlich kompetent erstellt wurde, ist auch die Umsetzung nach Abschluss der Bauarbeiten gewährleistet? Wie sollen wir Bürger:innen den in der Email des Staatlichen Hochbauamtes vom 20.12.2021 formulierten Vorbehalt verstehen: „ Bezüglich der Außenanlagen müssten wir nach Fertigstellung der Tiefbauarbeiten prüfen, ob der Bereich mit einem vertretbaren Mehrkostenaufwand in einen für die Öffentlichkeit begehbaren Zustand versetzt werden kann.“?
Kann es wirklich sein, dass diese Grünanlage, deren Bedeutung in der dicht bebauten Maxvorstadt ich nicht noch einmal wiederholen möchte, aus finanziellen Gründen zur Disposition gestellt wird? Wenn für den Hochbau 220 Millionen bereitgestellt werden können?
Das Kosten-Nutzen-Verhältnis kann (nicht nur bei dieser Baumaßnahme) kaum besser sein als im Gewerk Außenanlagen – hier sowohl für die Neue Pinakothek selbst als auch für die Öffentlichkeit.
Übrigens wäre m.E. zu prüfen, ob der dichte Baumbestand um die Neue Pinakothek nicht möglicherweise vom Architekten Branca selbst gewünscht war als Teil der Außenwirkung. Ich finde jedenfalls, dass der mit kräftigen, vielleicht an mittelalterliche Formen erinnernde Bau sehr gut zu den Bäumen passt, die ja nun zu einem erheblichen Teil schon verloren sind und weiter verloren gehen werden.

3. Bei der Projektvorstellung habe ich einen klar ersichtlichen Passus „Baumbestand vor der Baumaßnahme, durchgeführte und vorgesehene Fällungen (mit Begründung)– Neupflanzungen – Baumbestand nach der Baumaßnahme“ vermisst. Bäume sind ökologisch, stadtklimatisch und zur Raumbildung in genutzten Grünanlagen von zentraler Bedeutung.

4. Wie kommt es, dass gerade so viel an Freifläche für die Baumaßnahmen gebraucht wird, bis knirsch an die Bordsteinkante, wie die für eine Innenstadtlage doch recht komfortablen Grünflächen vorhanden sind? Gibt es nicht auch zahlreiche Bauprojekte im Freistaat Bayern, in denen solche Flächen nicht zur Disposition stehen? Was wird dann gemacht? Muss hier wirklich die ganze Grünanlage beansprucht werden? Kann man nicht sagen „Geht nicht, da sind Bäume?“

5. Sollen wir wirklich glauben, dass es nicht möglich sein soll, einen immerhin akzeptablen Aufenthaltsbereich im Freien zwischen Bauzaun und Straßenraum für die Anwohner in den Jahren der Bauarbeiten bereitzustellen? Dazu braucht es m.E. gar nicht so viel – nicht soviel Platz und nicht soviel Geld – oder will uns jemand weismachen, dass bei einem 200+x Millionenschweren Bauprojekt eine Parkbank oder auch zwei nicht mehr drin sind?
Soweit zu meinen Fragen. Ich hoffe sehr auf den nun angestoßenen öffentlichen Diskurs. Dankenswerterweise wurde von der leitenden Baudirektorin Frau Thiel-Lintner eine verbesserte Kommunikation mit dem Bezirksausschuss Maxvorstadt in Aussicht gestellt. Ja, hier ist der BA 3 gefragt, aber auch die Bürger:innen sind gefragt, die Sache aufmerksam zu verfolgen, denke ich.


Veronika Fischer-Horns

   

   

Fotos: © Klaus Bäumler

Den SZ-Artikel können Sie hier nachlesen (leider nur mit Abo 🙁 )

5 Kommentare

  1. Allerhand Klimaschutz- und Klimaresilienz-Worte sind in städtischen Beschlüssen zu finden.
    Da hatte auch die TUM mit dem Gutachten : “Grüne Stadt der Zukunft” einen umfangreichen Beitrag geliefert, der letzten Herbst in einer ganztägigen Veranstaltung vorgestellt worden war.
    https://www3.ls.tum.de/lapl/gruene-stadt-der-zukunft/
    Die Welt ist nicht beliebig zu vergrößern, die Münchner Stadtfläche hat 310 qkm. Die Einwohnerzahl steigt.
    Welche Nutzungen müssen für andere Platz machen?
    Wohnungsbau? Grünbestand? Motorisierter Verkehr oder Fußverkehr? Gewerbe?
    Wer mich kennt, weiß, dass ich für autofreie, dichte und gleichzeitig maximal durchgrünte Viertel plädiere. Jede Nachverdichtung im Wohnungsbau mit gleichzeitiger – absoluter und relativer – Reduzierung des Pkw-Bestandes. Jede Neuplanung mit minimaler und platzsparend zusammengefasster und kostengerecht bewirtschafteter Abstellmöglichkeit für Privatautos. Gewerbe, welches auf Lieferverkehr angewiesen ist, muss damit an die Ränder rücken, zugleich müssen Beschäftigte ihren Arbeitsplatz erreichen können.
    Auch keine Tiefgaragen mehr, denn die versiegeln unsichtbar ebenfalls oder man müsste sie in große (und teure) Tiefen verlegen, wo sie zunehmend den Grundwasserströmen in die Quere kommen.
    Wenn die Straßen in einem Quartier von wenigen 100 m Durchmesser für Feuerwehr, Müllauto, Möbeltransport reichen, dann reicht das.

    1. Eine tolle Idee dazu: Eine breite grüne Schneise mit Hunderten Bäumen in der Sonnenstr bis zum Maximiliansplatz. Pläne und Visualisierungen hat der BNaturschutz, München bei den Stadtratsfraktionen vorgestellt. Die SPD unterstützt den Plan, die Grünen prüfen noch, die CSU hält aktuell nichts davon.
      sz, 22.3.2022, online, sz_plus:
      https://www.sueddeutsche.de/muenchen/munich-central-park-klimaschutz-sonnenstrasse-boulevard-muenchen-1.5552656?reduced=true

      (online ist nur das sehenswerte Visualisierungs-Foto mit Überschrift kostenlos/ohne Abo einsehbar)

  2. Es ist immer und in allen Stadtteilen gleich: Baurecht vor Baumrecht. Das müsste umgedreht werden! BAUMRECHT vor Baurecht wäre m. E. die richtige Regel.
    Die Entscheider im Rathaus haben immer noch nicht verstanden, wie überlebensnotwendig Bäume und Wälder in Zeiten des Klimawandels sind. Neu gepflanzte Bäume sind erst nach ca. 80 bis 100 Jahren wieder so weit, die Klima schützende Aufgabe eines altehrwürdigen Baumes zu erfüllen.

  3. Wenden Sie sich zum Thema gerne auch direkt an das staatliche Bauamt:
    https://sanierung-neue-pinakothek.de/
    Hier kann man eine Nachricht eingeben.

    Seit der Baum-Demo am 1.12., siehe:
    https://buergerdialog.online/2021/12/02/muenchen-pressenachrichten/abendzeitung-vom-1-dezember-2021-an-den-pinakotheken-droht-ein-kahlschlag-werden-42-baeume-gefaellt/
    ist das Bauamt mit dieser webseite sehr bemüht, seine Vorgehensweise zu erklären
    https://sanierung-neue-pinakothek.de/2021/11/30/beispiel-5/
    Artenschutzrechtliche Untersuchungen
    (23.07.2021: https://sanierung-neue-pinakothek.de/wp-content/uploads/2021/07/NP_Pressemitteilung-Baubeginn.pdf
    “umfangreiche Auflagen zum Erhalt der Grünanlagen”)

  4. Es lohnt ein Rundgang um die Baustelle. Man blickt über den Bauzaun in die Kronen der Bäume – wieviele werden nach der Baumaßnahme noch stehen?
    Ein Wort speziell zu den Sträuchern und den Eiben. Habe ich es richtig verstanden, dass sie fast durchweg fallen sollen? Danke, Klaus Bäumler, dass Sie darauf hingewiesen haben, dass man sie auch zurückschneiden kann. Ich finde, sie passen gut zum Bau, übrigens auch in der jetzt schön frei wachsenden Form.
    Und ein letztes: Soll die Beeinträchtigung für Fußgänger an der Arcisstraße die nächsten zehn Jahre so bleiben? Sie ist unangenehm und gefahrenträchtig. Ist den nicht auf dem Grundstück selbst Platz genug für die Absperrung?

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