Leserbrief: Kein Asphalt durch den Wald

IWAP e.V. fordert den sofortigen Baustopp der Baumaßnahme am General-Kalb-Weg

Was im Bezirksausschuss vor 5 Jahren noch von dem Bündnis 90/Die Grünen-Politiker Joachim Lorenz als „überzogene Forderung“ gebrandmarkt wurde, scheint neuerdings der eigenen Bequemlichkeit zu Gunsten vergessen zu sein: Um mit dem Fahrrad keine „Schlangenlinien um Pfützen“ herumfahren zu müssen, begrüßt nun auch er die
Asphalitierung des General-Kalb-Wegs. Eines Waldwegs, der in der „Alten Amisiedlung“ am Perlacher Forst die Lincolnstraße mit der Cincinnatistraße verbindet und nun in einen zweispurigen Radweg mit getrenntem Fußverkehr umgebaut werden soll.

Juli 2019 hieß es noch im Beschluss des Bezirksausschuss 17 noch:
„Der BA 17 stimmt dem Beschlussentwurf mit dem Hinweis zu, dass der General-Kalb-Weg ordnungsgemäß saniert werden muss. Hierbei soll eine versickerungsfähige Oberfläche aufgebracht werden. Der Weg und Belag muss behindertengerecht gestaltet sein, so dass eine Nutzung mit Rollatoren, Rollstühlen und Fahrrädern gleichermaßen möglich ist.“

Die versickerungsfähige Oberfläche scheint auch Schnee von gestern zu sein. Wie die Stadt den Anwohnern nun in einem eigens hergestellten Flyer wissen lässt, wird dieser Streckenabschnitt „asphaltiert und mit einem taktil erfassbaren Betoneinfassstein getrennt, sowie beidseitig mit Betoneinfasssteinen eingefasst.“

Böse Natur

Auf gut deutsch: ein gut ausgebauter Kiesweg durch einen geschützten Baumbestand wird asphaltiert. Und damit die böse Natur den schön hinfixierten Weg nicht so schnell zerstören kann, werden auf beiden Seiten des Weges tiefe Einfasssteine eingegraben und damit dem Wurzelwerk eine Grenze gesetzt.

Klar ist: für die Radler muss was getan werden. Die Radelautobahn in München ist ein lobenswertes und unterstützenswertes Projekt. Teil dieser Radelschnellstrecke soll der General-Kalb-Weg sein – doch ist dieser an dieser Stelle und besonders unter der geplanten Ausführung sinnvoll?

Grobe Verschlimmbesserung, die niemandem dient

Erster Vorsitzender des IWAP e.V. Alois Schwarzhuber fordert den sofortigen Stopp dieser Maßnahme:
„Wie so oft hat es die Stadt versäumt die Pläne den Anwohnern vorzustellen und deren Wünsche und Anregungen richtig aufzunehmen. Der bisherige Waldweg wird zur schnellen Radstrecke bei der nun die Fußgänger breite Flächen an Radfahrer abgeben müssen. Die grobe Verschlimmbesserung des General-Kalb-Wegs dient aber gar nicht mal
den Radfahren, denn derzeit wäre sie komplett ohne logische Anbindung an weitere Radfahrstrecken.

Die Aufenthaltsqualität der Anwohner kann unter einer solch massiven Maßnahme nur leiden: Spaziergänger, Bewohner des anliegenden Altenheimes, Gassigeher und nicht zuletzt die Schüler des Schulzentrums in der Lincolnstraße, die ihren Gebäude-Ausgang genau auf eben jenen General-Kalb-Weg haben – der Weg ist für sie alle eine grüne Ader zum Nahversorgungszentrum der Siedlung und zum Anschluss an den ÖPNV. Wird er sicherer, wenn eine asphaltierte Fläche zum durchrasen einlädt?

Aus Naturkatastrophen nicht gelernt

Besonders schockierend ist allerdings, dass selbst nach den diesjährigen verheerenden Hochwassern in NRW, Bayern und Sachsen eine Flächenversiegelung durch Asphaltierung überhaupt noch in Betracht gezogen wird. Haben wir doch eindrucksvoll durch die jüngsten Ereignisse klar vor Augen geführt bekommen: Wo asphaltiert wird, kann der Boden Wasser nur schlecht aufnehmen und speichern.
Schlimmer noch: die Randsteine müssen in tiefe Gräben eingelassen werden – störende Eichen des geschützten Alt-Wald-Bestandes werden dabei schlechterdings gefällt oder ihr Wurzelwerk kupiert.

Ein Pflasterbelag der auch im Winter geräumt und gestreut werden kann wäre auch für die Bewohner die richtige Lösung gewesen.
Wir möchten dabei festhalten, dass wir als IWAP e.V. dem Münchner Radlnetz absolut positiv gegenüber stehen. Aber wir sprechen uns gegen einen Radweg aus, dessen Nachteile massiv überwiegen, der ökologisch mehr Schaden als Nutzen bringt und sogar zum Risikofaktor für die Benutzer werden kann.

Wir fordern einen sofortigen Baustopp des Radweges und den Rückbau der schon eingeleiteten Maßnahmen und bitten dringlichst Hr. OB Reiter um Stellungnahme zum Sachverhalt und um ein Gespräch mit den Zuständigen Referaten dem wir diese Mitteilung ebenfalls zukommen lassen.

Ein Kommentar

  1. Sehr richtig, denn die Asphaltierung hat nicht nur eine weiter „Versiegelung“ des Bodens zur Folge, sondern sie dürfte auch teurer sein, als das Aufbringen einer Schicht mit Splitt.
    Natürlich sind breite Pfützen nicht besonders schön, aber eine Autobahn für Radler braucht kein Anwohnern.

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