Erstmals legt die Stadt einen detaillierten Plan für die beiden Wolkenkratzer und sechs weitere Gebäude an der Paketposthalle vor. Wo neben den 1200 Wohnungen noch Gastronomie, Kultur und Geschäfte erlaubt sein sollen – und welches Gewerbe verboten wird.
….Von A wie Angebotsmix bis Z wie zukunftsweisend – „acht gute Gründe, warum das Paketpost-Areal München bereichert“, nennt die Werbebotschaft der Büschl-Unternehmensgruppe für eines der in München wohl nach wie vor umstrittensten Bauvorhaben überhaupt: die Errichtung zweier bis zu 155 Meter hoher Türme an der Paketposthalle in Neuhausen. Im kommenden Frühjahr dürfte es so weit sein: Mit dem dann anstehenden Billigungsbeschluss im Stadtrat soll eine entscheidende Hürde auf dem Weg zur Entwicklung des Viertels genommen werden.
…Bereits jetzt liegt ein Entwurf des Satzungstextes für den Bebauungsplan zum 8,7 Hektar großen Paketpost-Areal vor.
…Die Stadtteilvertreter haben zwar eine ganze Reihe von detaillierten Vorschlägen, aber – mit Ausnahme der ÖDP – keine grundsätzlichen Einwände gegen die Pläne...Der Entwurf spart nicht an markigen Vorgaben: Allein für Wohnungen sind in dem Quartier zwischen Arnulfstraße, Birketweg und Wilhelm-Hale-Straßezwischen 100 000 und 108 000 Quadratmeter an Fläche vorgesehen. Das entspricht knapp 1200 Apartments – nicht zuletzt auch in den Hochhäusern.
…..ergibt sich für das Neubauquartier eine maximale Geschossfläche von insgesamt 242 110 Quadratmetern, aufgeteilt auf acht Gebäude, die die Paketposthalle mit ihrem geschwungenen Dach auf drei Seiten regelrecht umstellen...Angestrebt wird in dem Viertel ein sogenanntes Urbanes Gebiet. Urbane Gebiete sollen dem Wohnen dienen sowie der Unterbringung von Gewerbebetrieben und sozialen, kulturellen und anderen Einrichtungen, die die Wohnnutzung nicht wesentlich stören. Dabei will die Stadt explizit Vergnügungsstätten mit sexuellem Charakter, Spielhallen, Wettbüros sowie Einzelhandelsbetriebe mit einem überwiegenden Sex- und Erotiksortiment sowie Tankstellen ausschließen, Wohn- und Büronutzung soll es nur ab dem ersten Obergeschoss geben, Einzelhandel und Gastronomie lediglich im Erdgeschoss. In den obersten zwei Geschossen der Türme sind ausschließlich gastronomische, kulturelle, soziale oder gesundheitliche sowie sportliche Nutzungen zulässig.
….Das relativ neue Instrument im Baurecht ermöglicht es, Nutzungen geschossweise festzusetzen. Allerdings weist der städtische Planungssprecher Thorsten Vogel darauf hin, dass das Planungsreferat im Urbanen Gebiet „nicht die Handhabe“ habe, die Nutzungen im Einzelnen festzusetzen. Bei der konkreten Nutzungsmischung und der -verteilung hat also der Investor großen Spielraum, solange er sich an die Vorgaben des Bebauungsplans hält.
..Die Paketposthalle selbst wird im Konzept der Büschl-Unternehmensgruppe, welches Stadtbaurätin Elisabeth Merk unterstützt, als ein sogenanntes Sondergebiet festgesetzt. Wie es im Entwurf heißt, wird ein „überdachter Stadtplatz mit Freiraumnutzungen, Kongress- und Tagungszentrum, gewerblichen sowie kulturellen Nutzungen“ angestrebt.
..Ob es allerdings jemals so weit kommt, dass dieses ambitionierte Quartier Gestalt annimmt, bestimmt wohl nicht allein der Stadtrat: Auch ein Bürgerentscheid ist zunehmend wahrscheinlicher geworden. Die Bürgerinitiative „Hochhausstop“ um den CSU-Landtagsabgeordneten Robert Brannekämper und den früheren SPD-Stadtrat Wolfgang Czisch ist auf dem Weg zu ihrem geplanten Bürgerbegehren bei etwa 33 000 Unterschriften angekommen – so viele braucht die Initiative, um einen Bürgerentscheid beantragen zu können.
weiterlesen (leider nur mit SZ-Abo)…von Ellen Draxel
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Elisabeth Merk, eben zum vierten Mal zur Stadtbaurätin gewählt, wird am Ende ihrer letzten Amtszeit Münchens Ortsbild so lange geprägt haben wie kaum einer ihrer Vorgänger. Ein Projekt wird sie in den kommenden Jahren besonders herausfordern.
..Eines der anderen Quartiere ist das an der Paketposthalle, 1150 Wohnungen sollen dort, an der S-Bahn-Station Hirschgarten, entstehen – und zwei 155-Meter-Hochhäuser, es wären die höchsten der Stadt. Anfang 2025 will sie dazu den Billigungsbeschluss einbringen, mit dem der Stadtrat grundsätzlich den Weg frei machen würde für das neue Baurecht. Der Investor dort ist die Büschl-Unternehmensgruppe mit ihrem Chef Ralf Büschl an der Spitze.
weiterlesen (nur SZ-Abo)von Sebastian Krass