Süddeutsche vom 10. Mai 2023: So sollen Münchens neue Hochhäuser aussehen

Die Architekten des Büros Herzog/de Meuron stellen in der Stadtgestaltungskommission einen neuen Entwurf für die zwei 155-Meter-Hochhäuser an der Paketposthalle vor. Sie ernten viel Lob und nur vereinzelt Kritik.

…….Kritik kam von der Linken-Stadträtin Brigitte Wolf. Sie sprach von einer “städtebaulich völlig übertriebenen Setzung an dem Ort”. Das Baurecht, das die Stadt in Aussicht gestellt habe und das deshalb geplant werde, sei “in meinen Augen viel zu hoch und auch durch noch so gute Arbeit der Architekten nicht zu heilen”. Burkhard Körner vom Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege kritisiert die deutliche Sichtbarkeit der Türme von Orten wie dem Olympiaberg, dem Gasteig und dem Schlossrondell Nymphenburg aus. Er sieht darin “eine sehr schwere Beeinträchtigung” von Denkmälern und des Stadtbildes insgesamt.
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von Sebastian Krass

5 Kommentare

  1. Des Kaisers neue Kleider

    Wie selbst namhafte Architekten auf diese Taschenspielertricks reinfielen war beschämend. Das fängt an mit der Begründung der Wolkenkratzerhöhe (Kippung der Halle) und hört auf mit der ausführlichen Präsentation zweier Glasvasen (Vase 1 und Vase 2) befüllt mit bunten Kugeln. Selbst deren Färbeprozess wurde ausführlich dokumentiert, schließlich soll niemand denken, sie kämen ganz trivial aus dem Bastelladen. “Des Kaisers neue Kleider” hätte man diese “Vasen-Setzkasten-Schrägaufzugs-Schönfärberei betiteln können. Leider waren “der ist ja nackt” rufende Architektenkinder nicht anwesend. Lediglich Frau Wolf (DIE LINKE) machte einen Versuch und stimmte mit dem Stadtheimatpfleger gegen die Planungen. Stadträtin, BA-Vorsitzende und Sitzungsleiterin Anna Hanusch wartete mit der Abstimmung bis der Kritik übende Vertreter des Landesamtes für Denkmalpflege auf die Toilette entschwunden war.
    Ein neuer Akt der Inszenierung “denkmalgeschützte Paketposthalle”, für die Herzog und de Meuron immernoch weder ein Nutzungs- noch ein Instandsetzungskonzept präsentierten. Inzwischen wurde Schloss Nymphenburg in die Rote Liste gefährdeter Baudenkmäler eingetragen. https://kunstgeschichte.org/verband/rote-liste/schloss-nymphenburg/
    Dort lesen wir: “Das Denkmalnetz Bayern hat in seiner Stellungnahme im Rahmen der frühzeitigen Bürgerbeteiligung “Änderung des Flächennutzungsplans mit integrierter Landschaftsplanung für den Bereich V/65 und Bebauungsplan mit Grünordnung Nr. 2147″ im März 2023 eine klare Position gegen diese Hochhausplanungen bezogen. Die Rote Liste gefährdeter Kulturdenkmäler im Deutschen Verband für Kunstgeschichte schließt sich dieser Einschätzung an.”

  2. “Kunstminister Markus Blume (CSU) hat die Halle jetzt als möglichen Standort für staatliche kulturelle Nutzung im Visier”
    Au weia, Freistaat und kulturelle Nutzung. Warum fällt mir bloß grad Nürnberg ein – vermieterfreundlich – investorenfreundlich – was für freundliche Worte.
    Letzthin hab ich mal ergebnislos darüber nachgedacht, ob die Stadt München nicht von einem Investor, der seine Gewerbesteuer in München zahlt, mehr Nutzen hätte als von einem Grünwalder Steuerflüchtling. Bestimmt hat jemand die Zahlen dazu..

    Warum sind 10 Stockwerke weniger schon der Stein des Weisen? Die 100 m sind damit immer noch bei weitem überschritten. Weit und breit gibt es aauch nichts mit 120 m Höhe. Also doch solitär.

    Und warum ist 40% mehr Grün der große Wurf? 40 % von fast Null ist immer noch gleich fast Null. Nebenbei, welche Qualität soll das Grün haben? Wie weit ist das durch die Tiefgarage beeinträchtigt.

  3. Architekten betrügen immer die Öffentlichkeit. Die Hochhäuser stellen später immer dunkle weit sichtbare Türme dar und sind nachweislich für Vögel eine riesige Todesfalle. Wir regen uns über die Südländer auf, die Zugvögel fangen und dann essen. Wir töten duch die glasverkleideten Hochhäuser täglich Unmengen von heimischen Vögeln, die wir aber nur auf den Abfall werfen. Nur als Beispiel:
    https://lnv-bw.de/vogelschlag-an-glas/

  4. meine Anmerkung zu den Medienberichten(tz- und az-links nachfolgend):
    die tz stellt die 3 wesentlichen Veränderungen sehr gut dar. Bei dem Winkelbauer-Artikel wird sogar vom Weglassen eines Gebäudes (wahr?) zugunsten des Grüns berichtet;
    “Vase 2” ist nun ein ähnlich lächerliches Wortspiel wie “HallefürAlle”…
    in einer BI-Stammtisch-Runde haben wir kürzlich auch ein Wortspiel für andere Hochhaustürme entworfen: “Candid-Pfosten” … “Büschl-Bananen” kursiert ja schon seit längerem…;
    nur die SZ berichtet zum laufenden HHStop-Bürgerbegehren -(dazu werden am Wochenende in der Leopoldstr. (https://corso-leopold.de/cl/programmplaetze/ “Meile der Demokratie “) wieder Unterschriften gesammelt – nahe dem ÖDP-Infostand)

    zum Thema berichten aktuell auch tz/MM (Isabel Winkelbauer)
    https://www.tz.de/muenchen/stadt/zwillingstuerme-im-neuen-look-aber-immer-noch-so-hoch-wie-vorher-92267834.html
    “Die Kommission für Stadtgestaltung stellte die neuen Entwürfe gestern öffentlich vor. „Vase 2“ heißt der neue Plan, benannt nach der vasenförmigen Form der Türme, und er beinhaltet drei wichtige Änderungen.

    Gebäude weicht einem Quartierspark. Die übrigen Stadtplaner beurteilten den Entwurf dagegen in der Debatte gestern Abend als „sehr positiv“, „ein schönes Ensemble“ und „konsequente Verbesserung“. Was auch daran liegt, dass er dem Wunsch eines Bürgergutachtens vom letzten Oktober nach mehr Grün entspricht: Eines der umliegenden flacheren Gebäude wird nämlich weggelassen, zugunsten eines großen Quartierparks. Nun wird mit dem Entwurf „Vase 2“ weitergearbeitet.”

    und tz (Hallo-Mü., J.Hönle):
    http://www.tz.de/muenchen/stadt/hallo-muenchen/plaene-hochhaeuser-paketpostareal-muenchen-tuerme-gruenflaechen-aufzuege-neuhausen-stadtquartier-92270168.html
    ” Rund 60 Bürger folgten einer Einladung zur öffentlichen Sitzung der Stadtgestaltungskommission
    …Auch dem Wunsch nach mehr öffentlich zugänglicher Grünflächen sei man nachgekommen, erklärten die Planer weiter. Durch die veränderte Gestaltung und Positionierung der Türme und einiger Eckgebäude auf dem Areal habe man im Vergleich zum letzten Entwurf über 40 Prozent mehr Grünfläche geschaffen.”

    und az (mit bemerkenswerten Fotos z.Fassade):
    https://www.abendzeitung-muenchen.de/muenchen/wohnen-und-gewerbe-das-sind-die-neuen-plaene-fuer-die-paketposthalle-art-900443
    “Kritisch äußerte sich Christoph Sattler von der Akademie der Schönen Künste: “Hochhäuser sollten keine Solitäre sein. Ich plädiere für zehn Geschosse weniger.”
    Gegen die Stimmen eines Heimatpflegers und der Linken wurden die Pläne für die beiden 155-Meter-Häuser dennoch befürwortet. …
    Kunstminister Markus Blume (CSU) hat die Halle jetzt als möglichen Standort für staatliche kulturelle Nutzung im Visier.”

    …Auszug aus der SZ:
    “Kritik kam von der Linken-Stadträtin Brigitte Wolf. …s.o.
    Burkhard Körner …s.o. Er sieht darin “eine sehr schwere Beeinträchtigung” von Denkmälern und des Stadtbildes insgesamt.
    Dieser Ansicht sind auch die Mitglieder des Vereins „Hochhausstopp“, … könnte es zu einem Bürgerentscheid kommen. Denn der Stadtrat wird das Begehren kaum übernehmen, …
    Derzeit ist vorgesehen, dass der Stadtrat Ende 2025 den Beschluss für das nötige Baurecht fasst”

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