SZ-Plus vom 24.Oktober 2022: Braucht München Hochhäuser?

“Ein sehr hohes Hochhaus wird auch in Zukunft die Ausnahme sein”

In einer SZ-Diskussion zu den geplanten 155-Meter-Türmen an der Paketposthalle treffen Investor Büschl und Hochhaus-Gegner Brannekämper erstmals aufeinander. Es geht aber auch um das generelle Verhältnis der Stadt zum Bauen nach oben.

„Diese Häuser werden ein Dammbruch.” Danach würden unweigerlich an vielen anderen Stellen der Stadt ähnliche Projekte folgen, prophezeit er, “weil die Investoren dann die Stadtplanung und den Stadtrat vor sich hertreiben”. So Robert Brannekämper (MdL)

Das München, so wie wir es lieben, bleibt erhalten, in der Innenstadt”, verspricht Ralf Büschl. Sein Bauvorhaben liegt außerhalb des Mittleren Rings, an der S-Bahn-Station Hirschgarten.

Auch Stadtbaurätin Elisabeth Merk kommt schnell in Fahrt, nachdem sie von Ulrike Heidenreich und René Hofmann, die das Ressort München-Region-Bayern bei der SZ leiten und diesen Abend moderieren, erstmals zu Wort gebeten wird. Denn mit seiner Aussage vom “Dammbruch” hat Brannekämper Merk provoziert. “Der Stadtrat lässt sich nicht treiben von namhaften Architekten und Investoren. Er hat die Planungshoheit”, hält sie dem Politiker entgegen. Brannekämper sei selbst lang genug im Stadtrat gewesen, um zu wissen, dass er dem Gremium mit seinem Vorwurf “Unrecht” tue.
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Von Sebastian Krass

Dazu gibt es morgen schon eine Stadtratsvollversammlung um 9 Uhr, diese wird über die Webseite der Stadt übertragen.

Auf dem RIS (Rathaus-Informations-System) findet sich schon eine Beschluss-Vorlage, bei der die Stadtbaurätin als Referentin erwähnt wird.

https://risi.muenchen.de/risi/sitzungsvorlage/detail/7322590

Anmerkung: Das eingeladene Publikum konnte weder Kommentare abgeben, noch Fragen stellen.

 

3 Kommentare

  1. Schattentheater
    Ralf Büschl führt aus, 155-m-Zwillingstürme würden „für weniger Verschattung sorgen als mehrere kleine Hochhäuser“. Hat er recht?
    Laut SZ vom 26.10.22 teilt Büschl mit, was er unter “mehrere Hochhäuser” versteht: “Dann werden wir das Projekt mit zehn oder zwölf 60-Meter-Hochhäusern bauen.” Klar, dass eine solche Baumasse mehr Schatten erzeugt als zwei 155er-Türme. Da hat er schon recht.
    Bei einer mittleren Sonnenhöhe von 45° wirft ein 60 m-Haus einen 60 Meter langen Schatten, das lernt man in der Schule. Generell errechnet sich die Länge jeden Schattens s mit Hilfe der Formel
    s = Höhe h : tan Winkel der Sonnenhöhe. Die Breite der Schatten bleibt immer gleich.
    Die Schatten der 60 m-Gebäude fallen bei mittlerem Sonnenstand also gerade mal auf das eigene Areal; morgens und abends, wenn die Sonne tiefer steht, sind sie natürlich länger, bei freier Sicht bis zu 3,5 km, enden real an der rd. 5stöckigen Bebauung an der Arnulfstraße und wegen der 60 Meter Höhe auch an den Hintersassen. – Damit ließe es sich vielleicht leben, aber laut Ralf Büschl sollen 155 m-Türme für weniger Verschattung sorgen!
    Sehen wir uns das an. Beispiel: Kurz nach Sonnenaufgang und kurz vor Sonnenuntergang verursachen 155 m hohe Gebäude Schatten von rd. 9 km Länge, egal ob Sommer oder Winter. Zwillinge à 155 m erzeugen folglich 2 Streifen à 9 km nebeneinander. Erst bei mittlerem Sonnenstand von 45° beträgt die Länge 155 m, aber auch das ist jetzt nicht geringfügig, denn weil der Schatten wegen der Bauhöhe grundsätzlich von weit oben her kommt, reicht er auch weiter/tiefer nach Neuhausen-Nymphenburg hinein. Dass zwei Gebäude sich im Lauf des Tages einmal gegenseitig „im Schatten stehen“, lasse ich unberücksichtigt; das täten die zehn bis zwölf Kleineren ebenfalls und öfter.
    Und wohin fallen die langen Schatten? Neuhausen-Nymphenburg allein? Gefehlt! Zur Sommersonnwende beträgt die Sonnenrichtung bei Auf- und Untergang 54°; das heißt, die Schatten reichen zusätzlich weit nach Laim und Schwanthalerhöhe hinein – max. 9 km (und dies all die Tage, bis die Sonne wieder genau im Osten auf- und im Westen untergeht).
    Folglich „sorgen“ die Zwillingstürme für mehr Verschattung und nicht für weniger; und auch mehr Menschen sind davon betroffen als bei 60 m hoher Bebauung.- Ach, Herr Büschl, Sie haben einer Glatze Locken gedreht!
    Besorgniserregend ist Herr Büschls Wortwahl, nämlich „sorgen“; ein Schönfärbe-Wort. Extrem-Hochhäuser sorgen nicht für etwas, sondern sind Verursacher des Schlechteren: „Die einen haben Licht, die anderen liegen im Schatten. Die wenigen gewinnen, die Mehrheit verliert“ (Dieter Wieland, Autor von „Grün kaputt“ (1983!))
    PS: Ich habe vor, wenn es zum Bürgerentscheid kommt, ein Holzmodell zur Veranschaulichung zu bauen. Damit ließe sich dann ein instruktives Video drehen.

  2. Ein paar “Kleinigkeiten” sollten zu dem SZ-Bericht ergänzt werden. Büschl hat die Vision der hochbetagten Herren Brannekämper und Büschl, die im Jahre 2050 vom Dach seines Hochhauses herabblicken auf Schloss Nymphenburg und den Rest, “das kann ja nicht jeder”. Genau darum geht’s: Herunterschauen auf diese possierliche Puppenstube da unten.
    Architektin und Stadtplanerin Schmid empfindet die Diskussion um Nachhaltigkeit als “Stellvertreterdiskussion”, es gehe nur um ein (!) Hochhaus. Ach ja?! Wozu dann die Hochhausstudie?
    Frau Merk erklärt dazu, sie sei in Sachen Klima “Bedenkenträgerin Nummer eins” und gibt Herrn Brannekämpfer hier Recht. Einmal mehr erklärt sie, München brauche keine Hochhäuser. Das muss nicht mehr kommentiert werden.
    Büschl, der sonst schon mal die Gegner dieser Hochhäuser als Lügner und Dummköpfe betitelt hat, gibt sich an diesem Abend recht jovial (Respekt an denjenigen, der ihn dafür gecoacht hat). Großzügig spricht er den Gegnern das Recht zu, ihre Meinung zu artikulieren. Man könne subjektiv gegen Hochhäuser sein, aber “das war’s dann”! Richtig, gleich zu Beginn meinte er, es gäbe keine Frauenkirche, kein Schloss Nymphenburg, wenn damals schon derartig Widerstand geleistet worden wäre. Herr Büschl also in Fortsetzung der katholischen Kirche und der Wittelsbacher? Chapeau! Beschränken sich demokratische Errungenschaften für Herrn Büschl also auf das Rederecht?! “Das war’s dann”?
    Was Herr Büschl trotz aller verspeisten Kreide nicht verbergen kann, ist diese Haltung gegenüber den Menschen in dieser so “liebenswerten Stadt”.

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