Abendzeitung vom 25. Juli 2022: Hochhaus-Debatte: Panel-Teilnehmer beantworten Fragen der AZ-Leser

Vergangene Woche hat die AZ ein Podium über die Paketposthalle und andere Hochbauten organisiert. Hier beantworten die Panel-Teilnehmer weitere Fragen, die aus dem Publikum gekommen sind.
Münchens Bürgermeisterin Katrin Habenschaden (Grüne), der Münchner SPD-Chef Christian Köning, Architekt Fabian Ochs und der CSU-Landtagsabgeordnete Robert Brannekämper haben vergangene Woche bei der AZ-Podiumsveranstaltung über Hochhäuser in München gesprochen und unter anderem die Frage diskutiert, ob in der Stadt künftig mehr in die Höhe gebaut werden soll.

Katrin Habenschaden: In die Höhe bauen, ist ökologisch

Soll München zu einer Hochhaus-Stadt werden? Wo sollen überall Hochhäuser hin?
München soll nicht zu einer Hochhausstadt werden, sondern zu einer Stadt, die frei ist in ihrer Gestaltung und sich nicht weiter durch eine willkürliche Höhengrenze einschränkt. Die Hochhausstudie definiert städtische Räume, die grundsätzlich geeignet wären für höhere Gebäude, etwa an Bahnachsen. Man muss aber jedes Projekt einzeln betrachten. Die Möglichkeit, Hochhäuser zu bauen, bedeutet nicht, dass solche auch gebaut werden.

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Robert Brannekämper: Bloß kein Frankfurt!

Wieso sollte die Stadt keine soziale, ökologische und stadtplanerisch sinnvolle urbane Dichte versuchen?
Der Begriff “urbane Dichte” wird immer wieder als abstraktes Schlagwort von Hochhausbefürwortern eingebracht. Die Frage ist aber doch, wie urbane Dichte zu verstehen ist. Gute Vorbilder sind in München vorhanden, zum Beispiel in Schwabing und Haidhausen. Hochhäuser schaffen keine urbane Dichte, weil sie keine vergleichbare vernünftige und lebendige Nutzungsmischung ermöglichen, wie das in den Sockelgeschossen einer Blockrandbebauung mit verschiedenen Geschäften und Lokalen der Fall ist. Die Lebendigkeit bleibt auf der Strecke, es bleibt bei einer monostrukturellen, öden Nutzung.

Fabian Ochs: Lieber Fläche sparen

Ist Ihnen bewusst, dass allein aufgrund der Brandschutzmaßnahmen Wohnungen über sechs Etagen zu teuer sind, als dass dort günstiger Wohnraum entstehen könnte?
Das sehe ich anders. Man darf hier nicht nur die reinen Baukosten betrachten, sondern muss auch den Grundstücksanteil mit einrechnen. Und wenn ich dreimal soviel auf das gleiche Grundstück bauen darf, ist der Grundstücksanteil an den Quadratmeter-Kosten nur ein Drittel so hoch. Da die Quadratmeter-Preise für Grundstücke in München sehr hoch sind, ist dies ein viel maßgeblicher Posten, als die Baukosten.

Christian Köning: Günstiger Wohnraum

München braucht bezahlbare Wohnungen. Wie viel gibt es davon in teuren Hochhäusern?
Die Frage nach bezahlbarem Wohnraum ist die größte soziale Frage dieser Stadt. Deswegen haben wir die sozialgerechte Bodennutzung, eine bundesweit nachgeahmte Erfindung der Münchner SPD, letztes Jahr weiter verschärft. Wir verpflichten damit private Investoren und ermöglichen, dass auch auf privaten Flächen dauerhaft bezahlbarer Wohnraum entsteht. Wir als SPD stimmen Hochhausprojekten nur zu, wenn damit in hohem Ausmaß dauerhaft bezahlbarer Wohnraum geschaffen wird.

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