Süddeutsche vom 7. Juli 2022: Nachverdichtung – Die Stadt kommt nach Ludwigsfeld

In der Siedlung sollen 1800 bis 2000 neue Wohnungen entstehen. Damit vervierfacht sich die Zahl der Bewohner auf etwa 6000. Kritik an dieser erheblichen Verdichtung wurde im Stadtrat mit Verweis auf eine deutliche Verbesserung der Infrastruktur gekontert.
…..Der Planungsausschuss des Stadtrats hat am Mittwoch einem Strukturkonzept für den Weiterbau der Siedlung zugestimmt. 1800 bis 2000 Wohnungen für etwa 4500 Zuzügler sollen entstehen, darin ein hoher Anteil geförderter und bezahlbarer Wohnungen nach den neuen Vorgaben der Sozialgerechten Bodennutzung. Damit wird sich die Zahl der Bewohner in etwa vervierfachen.
….2007 verkaufte die Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (Bima) die Bestandssiedlung an das Immobilienunternehmen Patrizia, das die alten Häuser sanierte und weiterverkaufte. So idyllisch die grüne Insel-Siedlung mit ihren alten Bäumen ist – ihre Infrastruktur lässt schwer zu wünschen übrig.

…”So ein Viertel funktioniert halt nur, wenn dort 5000 Menschen leben und nicht 1500.” Die Planung behebe “wesentliche strukturelle Mängel” in der Siedlung, ergänzte Christian Müller (SPD). Anna Hanusch (Grüne) verwies darauf, dass die Wohnungen, die wegfielen, wenn man die Dichte reduziere, dann an anderer Stelle gebaut werden müssten. Es gehe jetzt darum, die heutigen Bewohner zu “überzeugen, dass sie mit der Planung wirklich einen Mehrwert bekommen”.
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von Ulrike Steinbacher

Foto: Landeshauptstadt München

Ein Kommentar

  1. Die gesamtstädtische Verantwortung

    In Ludwigsfeld sollen an die 2 000 Wohnungen für 4 500 Zuzügler gebaut werden, die Anzahl der Bewohner wird sich dadurch vervierfachen. Anwohner und der örtliche Bezirksausschuss setzen sich für eine weniger dichte Bebauung mit einem höheren Grünanteil ein. Auch Stadtrat Dirk Höpner (München-Liste) hat dies auf der jüngsten Sitzung des Planungsausschuss gefordert. Unser Bürgermeister Herr Reiter warf ihm daraufhin „pure Opportunismus-Politik“ vor und merkte an: „die gesamtstädtische Verantwortung sieht anders aus“.

    Wie sieht diese Verantwortung aus? Hat ein Stadtrat Verantwortung für die hier lebenden Bürger oder für die Zuzügler? Spielen Gesundheit und Lebensqualität der ansässigen Bevölkerung eine Rolle? Hat er Verantwortung für die zukünftigen Bewohner, die mit weniger Grün, weniger Frischluft und unerträglich heißen Sommernächten leben müssen, die noch mehr Staus, mehr Lärm, mehr Dreck aushalten müssen? Ist es in der Stadt mit der größten Flächenversiegelung nicht längst angebracht, umzudenken und aufzuhören mit dem Abholzen der letzten Baumbestände und dem Zubauen von Grünflächen, wohl wissend, dass der Klimawandel mit seinen Starkregen und überhitzten Sommernächten nicht mehr aufzuhalten ist?
    Ist es nicht an der Zeit, die Wachstumspolitik der Stadt, mit der steten Akquise großer Firmen, der Schaffung von immer noch mehr Arbeitsplätzen und Büroräumen zu hinterfragen, weil sie dadurch den Zuzug ankurbelt, der zu nicht stillender Nachfrage nach Wohnungen führt und überdies Wohnen immer teuerer macht?

    Das Umweltbundesamt fordert aus gutem Grund eine Umgestaltung der Städte- mit deutlich mehr Grün, neuen Bäumen usw. In München wird der Klimanotstand ausgerufen und Blümchen am Rathausbalkon gepflanzt, um das Artensterben einzudämmen. Das reicht nicht. Man muss auch umdenken und entsprechend handeln.
    Ein Politiker, der dies tut, betreibt keine Opportunismus-Politik.
    Ein Politiker, der dies tut, zeigt Verantwortung für seine Stadt und deren Bewohner.

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