Planegg: KEINE ERWEITERUNG DES GEWERBEGEBIETS IN STEINKIRCHEN

Pressemeldung des Bund Naturschutz, Kreisgruppe München, Orstgruppe Würmtal-Nord

Mit der geplanten Erweiterung des Gewerbegebiets Steinkirchen würde eine weitere Fläche im nördlichen Würmtal dauerhaft versiegelt. Die Gemeinde Planegg steht den Expansionsbestrebungen der beiden dort ansässigen Unternehmen, „Sanacorp Pharmahandel GmbH“ und „Eurofins BioPharma Product Testing Munich GmbH“, positiv gegenüber. Und auch der Grundstücksbesitzer hat bereits signalisiert, dass er die benötigte Fläche verkaufen würde. Das wundert umso mehr, als die Gemeinde Planegg erst im Januar 2020 einen neuen Flächennutzungsplan erstellt hat, der für das fragliche Areal eine mittelfristige Umwandlung zu extensiv genutztem Grünland vorsieht. Von einer Erweiterung des Gewerbegebiets ist dort nicht die Rede.

Laut „Landesamt für Statistik“ (Stand 2020) wird in Bayern Tag für Tag eine Fläche versiegelt, die der Größe von 16 Fußballfeldern entspricht. Obwohl im Freistaat seit 2003 ein „Bündnis für Flächensparen” existiert, ist der Flächenverbrauch kontinuierlich angestiegen. Gemäß dem Motto „Bayern vorn“ führt Bayern die unrühmliche Liste jener Bundesländer an, die am meisten Flächen verbrauchen.

Der „Bund Naturschutz in Bayern e.V.“ appelliert an den Planegger Gemeinderat, bei dieser folgenreichen Entscheidung, die sich gegen die Forderungen des Klimaschutzgesetzes vom März 2021 richtet, folgende Kriterien zu bedenken:

In Zeiten zunehmender Erderhitzung und sich häufender Starkregenereignisse ist jede Grünfläche von großer Bedeutung. Neben Bäumen sind auch Äcker und Wiesen wertvolle Kohlenstoffsenken, die nicht leichtfertig geopfert werden dürfen. Insofern ersetzt ein begrüntes Dach keinen intakten Boden mit seiner differenzierten Schichtung und den darin nachzuweisenden Klein- und Kleinstlebewesen. Die Frage ist, ob es zwingend notwendig ist, statt einer Grundsanierung der Sanacorp-Firmenzentrale einen Neubau mit allen negativen Auswirkungen auf die Umwelt zu errichten. Sanierungen mögen aus Sicht des Firmeninhabers unattraktiv sein, da diese in der Regel bei laufendem Betrieb stattfinden müssen. Aus klimatischen Gründen sind Neubauten jedoch häufig mit einem deutlich größeren CO2-Fußabdruck verbunden. Der Grund ist die so genannte graue Energie, die in die Ökobilanz eines Bauvorhabens einbezogen werden muss. Gemeint sind Emissionen, die beispielsweise für den Abriss und die Entsorgung bestehender Gebäude sowie bei der Herstellung und dem Transport des Baumaterials, für den Betrieb der Baumaschinen, die oft weite

Anfahrt von Bau- und Handwerksfirmen usw. anfallen. Nicht zu vergessen die Mengen an Rohkies, die für jedes neue Bauprojekt auf Kosten der Natur gefördert, verarbeitet und mit LKWs transportiert werden müssen.

Zudem stellt sich die Frage, ob ein Neubau, wenn er sich nicht vermeiden ließe, nicht am bestehenden Firmengebäude errichtet werden bzw. ob dort nicht aufgestockt und/oder angebaut werden könnte. Zu klären wäre auch, inwieweit künftige Veränderungen bei der Büro- bzw. Homeoffice-Nutzung im Zuge der Planung berücksichtigt wurden. Die neue Bundesregierung wird in diesem Bereich möglicherweise neue Maßstäbe setzen, sodass diese Entscheidungen in jedem Fall abgewartet werden sollten, um den tatsächlichen Flächenbedarf realistisch einschätzen zu können.

Ein Aspekt wurde bislang noch gar nicht erwähnt: Der geplante Gewerbekomplex müsste durch einen Straßenneubau (Verlängerung der Semmelweisstraße bis zum Lichtweg) erschlossen werden. Damit würde eine zusätzliche Fläche von ca. 2.500 m² versiegelt. Die gesamte, dem Natur- und Umweltschutz entzogene Fläche beliefe sich folglich auf mindestens 12.500 m² und nicht auf 1 ha, wie angekündigt. Durch das geplante Bauvorhaben wird die Gehölzstruktur, die im FNP als städtebaulich oder ökologisch besonders wichtige innerörtliche Grünstruktur ausgewiesen ist, die es zu erhalten gilt, in ihrer Funktion entwertet und zu schnödem Straßenbegleitgrün reduziert.

Die Ortsgruppe Würmtal-Nord des BN fordert den Planegger Gemeinderat eindringlich auf, mögliche Alternativen zu dem geplanten Bauprojekt zu prüfen und dabei auch scheinbar unkonventionelle Lösungen in Betracht zu ziehen. Mittlerweile gibt es auch in Deutschland nachahmenswerte Beispiele Ressourcen schonender Bauten wie das preisgekrönte „Eisbärhaus“ in Kirchheim/ Teck, ein klimapositives Wohn- und Geschäftshaus. Wir können im Würmtal nicht darauf warten, dass Bund und Länder uns die Aufgabe des regionalen Klimaschutzes abnehmen. Und wir sind aufgefordert, selbst Verantwortung für unseren Planeten und die künftigen Generationen zu übernehmen. Das Bundesverfassungsgericht hat auch die Kommunen gemeint, als es in seinem Urteil vom März 2021 forderte: Klimaschutz darf nicht auf Kosten künftiger Generationen in die Zukunft verschoben werden. Ökonomische, soziale und ökologische Interessen dürfen nicht gegeneinander ausgespielt werden, sie müssen gleichermaßen berücksichtigt werden.

Dorit Zimmermann

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