München: Schloß Nymphenburg – Biotopia

Pressemeldung der Bürgerinitiative Gemeinsam für Schloss Nymphenburg

BIOTOPIA in Schloss Nymphenburg: Greenwashing hinter Fassadenkosmetik?

Anlässlich des am 1. November 2020 ausgestrahlten BR-Films „Umstrittene Pläne fürs neue Naturkundemuseum“ https://www.br.de/mediathek/video/nymphenburger-schloss-umstrittene-plaene-fuers-neue-naturkundemuseum-av:5f9dd86aca6ec6001be60130 und der geplanten Eröffnung des BIOTOPIA Labs im Botanischen Garten äußert sich die Bürgerinitiative Gemeinsam für Schloss Nymphenburg:


Überarbeitete Fassadengestaltung:
Die minimal vorgenommenen Änderungen an den Fassaden verhindern weiterhin, dass sich der Neubau in das streng achsensymmetrische Schlossensemble einfügt.
Das Störendste an dem Entwurf ist, dass Staab Architekten ein eigenes, dem Schloss fremdes Gliederungsschema einführt.
Die Fensteröffnungen fügen sich weder in ihren Formaten noch in ihrem Rhythmus ein. Die kritisierten zu groß dimensionierten Zugangsbögen an der Ost- und Westseite wurden nicht verändert. Sie werden bei der in München vorherrschenden Luftströmung in West-Ost-Richtung dem Museumshof die Aufenthaltsqualität nehmen. Es wird dort schattig und zugig sein.
Der Neubau soll nun durch ein horizontales Band zwischen Erd- und Obergeschoss gegliedert werden. Solche horizontalen Bänder gibt es im Nymphenburger Schlossensemble nur an den höherrangigen Schlosstrakten. Es existiert also am direkt anschließenden Gebäudetrakt, ist aber am spiegelbildlichen Vorbild der Schwaige nicht vorhanden. Damit greifen Staab Architekten erneut willkürlich Stilelemente aus dem Formenkanon der Schlossanlage auf und lassen damit tieferes Verständnis nach wie vor vermissen.

Wir begrüßen, dass die goldfarben eloxierten Fensterumrahmungen aus Aluminium nach unserer Kritik aufgegeben wurden. Zu beanstanden bleibt jedoch, dass das Farbkonzept der Schlossanlage nicht aufgenommen wird. Dadurch wird die Einheit von Schloss und Rondell zerstört. Die fehlende Farbigkeit des aktuellen Entwurfes nimmt dem Bau die Auffälligkeit und Sichtbarkeit, das ist grundsätzlich positiv zu sehen.

Jedoch: Wenn der Bau sich nicht mehr deutlich hervorheben soll, wozu braucht er dann überhaupt noch große Torbögen und eine fremde Gliederung?
Das Dach ist unverändert. Die Dachgestaltung ist für den Neubauentwurf schlüssig, funktioniert jedoch im – von Schleppgauben und Biberschwanzdeckung geprägten -Schlossensemble nicht.

Verfehltes Museumskonzept
Ursprüngliches Ziel eines neuen Naturkundemuseums war die Vernetzung der acht staatlichen naturwissenschaftlichen Schaumuseen und des Botanischen Gartens sowie die Aufarbeitung und Präsentationen der fünf naturwissenschaftlichen Sammlungen Bayerns aus Zoologie, Botanik, Geologie, Mineralogie und Paläontologie. Ein Museumskonzept, das diese Sammlungen übergeht, sowie das durch die BayWa Stiftung mit 800.000 EUR finanzierte BIOTOPIA LAB lässt für dieses „Naturkunde“-Museum massive Einflussnahme der Industrie erkennen. https://www.sueddeutsche.de/muenchen/ein-ort-fuer-kinder-und-jugendliche-die-neugier-muss-warten-1.5099536!amp
Schon Anfang des Jahres äußerte sich der langjährige Gründungsdirektor des Museums Mensch und Natur Dr. Hans-Albert Treff kritisch zu BIOTOPIAs Umgang mit Bayerns naturkundlichen Erbe und dessen verhinderter Präsentation.
https://www.gemeinsam-nymphenburg.de/index.php/bauvorhaben/projekt-biotopia


Drastischer Kostensprung
Erstmals öffentlich benannt werden die momentan geschätzten Baukosten in Höhe von aktuell 200 Millionen. 2015 wurde die Bausumme mit 87 Millionen Euro angegeben. Die zuletzt 2017 genannten Kosten lagen bei 95 Millionen Euro. Die derzeitigen Kosten entsprechen damit 230 Prozent der ursprünglich veranschlagten Baukosten.

Wir fordern:
Gerade in Zeiten der SARS-CoV-2-Pandemie ist es dringend angezeigt, alternativ zu untersuchen, wie das renommierte Museum Mensch und Natur in den Bestandsbauten angemessen und mit überarbeitetem Museumskonzept fortbestehen kann.
Günstigere und denkmalgerechte Alternativen müssen jetzt überprüft werden.
Der Bestandsbau ist – unbestritten – ein Gebäude des Ensembles Schloss Nymphenburg.

Damit schließt sich nach dem Bay. Denkmalschutzgesetz ein Abbruch aus, denn das äußere Erscheinungsbild des Ensembles ist zu erhalten!
Die untere Denkmalschutzbehörde der Stadt München als Schutzbehörde, das Bayerische Landesamt für Denkmalpflege als oberste Fachbehörde und das zuständige Ministerium des Freistaats Bayern sind per Denkmalschutzgesetz verpflichtet, den geplanten Abbruch der Gebäude im Ensemble zu verhindern!


Gemeinsam für Schloss Nymphenburg
München 03.11.2020
Weitere Informationen unter
https://www.gemeinsam-nymphenburg.de/
info@gemeinsam-nymphenburg.de

Das Foto zeigt den Bau der abgerissen werden soll.

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